Die Lösung wäre nicht einfach, aber machbar: Alle Erwerbstätigen zahlen in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Jeder darf – wenn es finanziell möglich ist – zusätzlich privat vorsorgen. Dieser Wandel ist nicht über Nacht möglich, sondern nur in einem langen Übergangsprozess. Angesichts der zu erwartenden Einschnitte bei der gesetzlichen Rente in den kommenden Jahren ist dieser Schritt jedoch nötig. Um weitere Ungerechtigkeiten zu verhindern.
4. „Mütterrente“: Dein Kind ist mehr wert als meins
Ebenso schwer nachzuvollziehen: Wenn Ihr Kind nach dem Jahr 1991 geboren wurde, erhalten Sie dafür von der Rentenversicherung drei sogenannte Entgeltpunkte. Diese werden später für Ihre Altersrente berücksichtigt und bewirken eine höhere Rente. Wenn Sie schon etwas älter sind und Ihr Kind demzufolge bereits früher auf die Welt gekommen ist, gibt es weniger Geld.
Um das Gesamtbild korrekt wiederzugeben, müssen wir festhalten, dass die Bundesregierung in dieser Sache bereits tätig geworden ist. Denn bis 2014 bekamen Mütter (oder Väter, wenn diese hauptsächlich für die Erziehung zuständig waren) lediglich einen Entgeltpunkt pro Kind gutgeschrieben. Seitdem erfolgte eine Anpassung, so dass es für vor 1992 geborene Kinder nun 2,5 Punkte für die Rente gibt.
Immerhin. Aber immer noch nicht gerecht. Für jedes Kind sollte es drei Entgeltpunkt für die Rente geben. Unabhängig vom Geburtsjahr.
5. Hilflos zwischen den Stühlen: Wenn Sozialbehörden die Versicherten nicht haben wollen
Im Gegensatz zu den ersten vier Ungerechtigkeiten liegt die Wurzel des Übels beim vorliegenden Fall nicht im Gesetz. Wer jedoch schon einmal längere Zeit krank war und von Krankengeld leben musste, kann unter Umständen einiges erzählen. Von Krankenkassen, die sich alles Erdenkliche einfallen lassen, um das teure Krankengeld einzusparen. Von penetranten Anrufen der Versicherung, die den Betroffenen auch psychisch arg zu schaffen machen. Oder von Mitarbeitern der Arbeitsagentur, die nichts von einem Anspruch auf Arbeitslosengeld wissen wollen.
Gesetzlich sind diese Fälle im Sinne der Versicherten geregelt, das Problem sind die Sozialbehörden. Unter dem Diktat des Sparens wird getrickst, Informationen vorenthalten und bei einigen Betroffenen regelrechtes Mobbing betrieben.
Wenn Sie in einer ähnlichen Situation sind, gibt es daher zurzeit nur einen Weg: Lassen Sie sich nichts gefallen. Holen Sie sich Unterstützung. Zum Beispiel im Rahmen unserer Sozialberatung.
Fazit
Allerorts spricht man in Deutschland von wachsender Politikverdrossenheit. Auch wir müssen konstatieren, dass viele Bürgerinnen und Bürger in unserer Sozialberatung ganz offen ihren Unmut kundtun. Unzufriedenheit aufgrund von teils eklatanter Ungerechtigkeit innerhalb des Sozialwesens. Teilweise entspringt dieses Gefühl fest verankerten Kuriositäten, welche von den Menschen nicht verstanden werden. Nachvollziehbar. Wie ist es schlüssig zu erklären, dass bei gesetzlichen Verbesserungen große Teile der Bevölkerung ausgenommen werden? Etwa bei der Erwerbsminderungsrente.
Die Politik ist gefordert, das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen. Die Maßnahmen dazu liegen auf dem Tisch.
Der Sozialverband Deutschland hilft in sozialen Angelegenheiten. Wir vertreten unsere Mitglieder bis zum Sozialgericht, unter anderem bei Auseinandersetzungen rund um das Thema Rente und Behinderung.
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Kommentare (4)
Gurdula Hans Hermuta Schwarz
am 05.06.2023lolllllllllll sehe ich halt auch so Brigitte.
sheesh
Petra Kottwitz
am 29.11.2019Schon vor eineinhalb Jahren erschien hier ein Bericht von mir zum Thema Benachteiligung bei der Anpassung der EM-Rente bei Bestandsrentnern und habe den SoVD auch gebeten dieses doch mal groß Publik zu machen und wie bei den Mieten auch etwas dagegen zu unternehmen! Es hat sich keiner freiwillig in die EM Rente begeben und es kann doch nicht sein das man zusätzlich zu den gesundheitlichen Problemen auch noch finanziell ins Abseits gedrängt wird und das nach 38 Beitragsjahren in meinem Fall ! Es wird Zeit das die Bestandsrentner und die zukünftigen Rentner gleich behandelt werden und alle die gleichen Anrechenzeiten bekommen !!! Ich hoffe es wird sehr schnell zur Gleichbehandlung kommt und sich der SoVD sich für alle Betroffenen stark macht !!! Gruss Petra
Henke Brigitte
am 09.11.2019Ich habe als Pflegemutter viele Jahre Kinder erzogen.Einige waren 13 Jahre bei uns.Und jetzt bekommen die Mütter die sich um ihre Kinder nicht gekümmert haben die Rentenpunkte und ich nix.Das ist sehr ungerecht.Wenn man die Punkte wenigstens teilen würde.Aber so ist es sehr sehr ungerecht.
STEPHANIE WALTER
am 08.11.2019Danke fuer die Info, stecke selber in der Sackgasse u. der VDK hat mir regelrechten Schaden zugefuegt. Bin ueberrascht wie offen wenigstens Ihr Verband ueber die Situation in Grundsicherung,Erwerbsunfaehigkeit schreibt.
Herzlichen Dank!
Gruss Stephanie Walter
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