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"Warum nicht gleich so?"

Unsere Kampagne im Gleichstellungsmonat März

Sich für Gleichstellung einzusetzen, hat beim SoVD seit über 100 Jahren Tradition. Und das Grundgesetz stellt in Artikel 3 nicht nur fest: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“, sondern auch „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fordert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ 

Auch 75 Jahre nach Verabschiedung unserer Verfassung ist es noch ein weiter Weg zur vollständigen Gleichstellung von Frauen und Männern und allen dazwischen und daneben, von Menschen mit Behinderung, von Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Hautfarbe. Im „Gleichstellungsmonat“ März will der SoVD einzelne dieser Ungleichheiten in den Fokus rücken und die Aufmerksamkeit für verschiedene und nicht zu rechtfertigende Ungerechtigkeiten schärfen. Wir wollen aber auch den Blick auf Lösungsansätze für mehr Gleichberechtigung richten. Viele Instrumente sind bereits vorhanden und müssten nur konsequent angewendet werden.

Deshalb fragen wir: Warum nicht gleich so?


Equal Pay

Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen für gleiche Bezahlung und gleichwertige Arbeit. Schon Mitte der 1960er Jahre begann in den USA die Kampagne, die sich nach und nach auf viele Länder weltweit ausgedehnt hat. In Deutschland fand der erste Equal Pay Day im Jahr 2008 statt. Im darauffolgenden Jahr entschied man sich dazu, den Aktionstag jährlich an dem Tag zu veranstalten, an dem Frauen im Durchschnitt so viel verdient haben wie ihre männlichen Kollegen bis zum Ende des Vorjahres. Im Jahr 2009 war das der 20. März, in diesem Jahr ist es der 7. März. Zuletzt betrug der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen vier Jahre lang 18 Prozent. Im vergangenen Jahr ist er auf 16 % gesunken. Deutschland gehört damit aber immer noch zu den Schlusslichtern in Europa. Nur in der Schweiz, Estland, Österreich und Tschechien ist der Gehaltsunterschied noch größer. EU-weit betrug er 2022 noch 12,7 %. Auch das ist noch zu viel, zeigt aber, dass uns andere europäische Staaten in punkto Gleichstellung noch einiges voraushaben.

 

Der Gender Pay Gap hat viele Ursachen und jahrhundertelange Ungleichbehandlung lässt sich nicht von heute auf morgen zurückdrehen. Trotzdem ist die nur langsam zurückgehende Gehaltslücke ein Skandal und steht in engem Zusammenhang mit der seit vielen Jahrzehnten zurückgehenden Tarifbindung in Deutschland. Tarifverträge verhindern zwar nicht, dass Frauen und Männer in unterschiedlichen und ungleich bezahlten Berufen arbeiten, sie schützen aber wirkungsvoll davor, dass Frauen in Gehaltsverhandlungen häufig schlechter abschneiden als Männer. Tarifverträge wirken – warum also nicht gleich so?

 

Der SoVD Schleswig-Holstein setzt sich für gute Löhne und Tarifverträge ein. Mit einer Mitgliedschaft können Sie uns helfen.


Gewalt gegen Frauen

Beinahe jeden Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Allein Im Jahr 2023 wurden 360 Frauen Opfer eines so genannten Femizids. Frauenhäuser helfen Frauen, sich aus gewalttätigen Beziehungen zu lösen und bieten Schutz und Unterkunft für Betroffene und ihre Kinder.

 

Aber: Nicht nur in Schleswig-Holstein gibt es viel zu wenige Frauenhausplätze. Jährlich müssen hunderte Frauen, die auf der Flucht vor einem gewalttätigen Partner nach Schutz suchen, abgewiesen werden, weil alle Plätze vergeben sind. Nach Berechnungen der Landesarbeitsgemeinschaft autonomer Frauenhäuser Schleswig-Holstein müssten zu den bestehenden 425 Plätzen weitere 340 Frauenhausplätze geschaffen werden, um die Vorgaben der Istanbul-Konvention zu erfüllen, die auch von Deutschland unterzeichnet wurde.

 

Dabei ist Schleswig-Holstein durchaus ein Vorbild in Sachen Frauenhaus-Finanzierung. Hier werden die Einrichtungen bundesweit einmalig über den Kommunalen Finanzausgleich geregelt und damit über ein Gesetz geregelt. Der Bundestag hat in seiner letzten Sitzung im Januar erstmals nun mit dem „Gewalthilfegesetz“ eine bundeseinheitliche Regelung für die Finanzierung von Frauenhäusern vorgelegt, mittlerweile wurde diese auch von Bundesrat beschlossen. Erstmals ist hier ein individueller Rechts- und Schutzanspruch für Frauen enthalten. Da aber bislang noch viele Plätze und Beratungsangebote fehlen, gilt dieser Anspruch erst ab dem Jahr 2032. Auch wenn noch viel zu tun bleibt und viel zu wenige Plätze vorhanden sind, bewegt sich endlich etwas in Richtung Verbesserung des Schutzes vor Gewalt – warum nicht gleich so?

 

Der SoVD-Schleswig-Holstein setzt sich seit vielen Jahren für einen verbesserten Schutz von Frauen und für mehr Frauenhausplätze ein. Mit einer Mitgliedschaft können Sie uns unterstützen.


Gendergerechte Medizin

Ganz langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass es Unterschiede zwischen den Menschen im Hinblick auf die Wirksamkeit medizinischer Maßnahmen gibt. Frauen haben beispielsweise seltener Herzinfarkte als Männer, sterben aber häufiger daran. Das ist damit zu erklären, dass sich die Symptome unterscheiden und dann nicht rechtzeitig erkannt werden. Wiederbelebungsmaßnahmen bleiben somit oftmals erfolglos. Jahrhundertelang wurden Frauen bei medizinischen Behandlungen wie „kleinere, leichtere“ Männer behandelt. Dabei weiß man mittlerweile, dass Frauen Medikamente anders verstoffwechseln als Männer – das kann zum Beispiel dazu führen, dass Frauen zu schnell aus einer Narkose aufwachen. Und aus dem gleichen Grund hinkt auch die Erforschung von Krankheiten wie zum Beispiel Endometriose um Jahrzehnte hinterher, weil sie Frauen betreffen. Auch andere Gruppen leiden unter dem Leitbild des „weißen Mannes“ in der medizinischen Forschung. Die vergangenen Jahre haben hier aber tatsächlich zu einem Umdenken geführt. Immer mehr gerät das Thema in den gesellschaftlichen Fokus, Initiativen wie der National Wear Red Day, bei dem jährlich rot gekleidete Frauen auf Initiativen für Herzgesundheit hinweisen. Bis zu einer vollständigen Gleichstellung ist es aber noch ein weiter Weg, denn es braucht einen gesellschaftlichen Kulturwandel.

 

Warum nicht gleich so? Der SoVD Schleswig-Holstein setzt sich für mehr medizinische Forschung für Frauen und für einen Erhalt von Geburtsstationen ein. Durch eine Mitgliedschaft können Sie uns unterstützen.


Gleiche Aufteilung von Care und Pflegearbeit

In den letzten 50 Jahren ist die Erwerbsquote von Frauen von damals (im Westen der Republik) unter 50 Prozent auf heute über 75 Prozent angestiegen. Und trotzdem wird immer noch ein Großteil der unbezahlten Care-Arbeit von Frauen geleistet. Frauen leisten laut einer aktuellen Erhebung an jedem einzelnen Tag 1 Stunde und 19 Minuten mehr Care-Arbeit als Männer. Im Laufe einer Woche summiert sich das auf einen Vollzeitarbeitstag, der zusätzlich zur Erwerbsarbeit geleistet wird. Dies ist nicht nur aus Gerechtigkeitsgründen zu kritisieren, sondern hat für viele Frauen ganz handfeste Konsequenzen. Mütter mit Kindern unter 6 Jahren sind beispielsweise im Schnitt nur 13 Stunden pro Woche erwerbstätig. Trotzdem kommen sie mit der Care-Arbeit auf eine Arbeitswoche von etwa 61 Wochenstunden. Die geringe Erwerbstätigkeit sorgt in der Folge für kleine Renten und geringe Sozialversicherungsansprüche. Für alleinerziehende Frauen ist die Lage noch schlechter. Sie sind die am häufigsten von Armut betroffene Gruppe. Gerade sie sind wiederum darauf angewiesen, die Care-Arbeit auszulagern. Der „Gender-Care-Gap“ ist also nicht allein ein Problem der Gerechtigkeit, sondern sorgt dafür, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt und in der Rente benachteiligt sind. Zwar ist es – liebe Männer – mit Müll rausbringen und schon mal die Spülmaschine einräumen allein nicht getan. Es kann aber ein Anfang sein, die unterschiedliche Belastung von Frauen und Männern zu thematisieren – warum nicht gleich so?

 

Der SoVD Schleswig-Holstein setzt sich für eine gerechte Verteilung von Care-Arbeit ein. Mit einer Mitgliedschaft können Sie uns unterstützen.


Frauenberufe und Männerberufe?

Pflegekräfte, Erzieherinnen, Lehrerinnen in Grundschulen – über 80 % der bezahlten Care- und Erziehungsarbeit wird von Frauen geleistet. Frauen arbeiten also deutlich häufiger in Berufen, die ihnen aufgrund gesellschaftlicher Rollenmuster zugeschrieben werden. Und gerade diese Berufe werden immer noch deutlich schlechter bezahlt als vermeintliche Männerberufe. Neben dem geringeren Einkommen drohen auch kleinere Renten. Gesellschaftliche Rollenmuster werden früh gelernt und verfestigen sich im Laufe des Lebens. Auch das Steuersystem belohnt es, dass die Person mit dem strukturell geringeren Einkommen nicht in Vollzeit arbeiten geht, sondern „hinzuverdient“. Gleichzeitig hat sich in der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten vieles verbessert. Fast niemand behauptet mehr ernsthaft, Frauen können keine Physikerinnen, Ärztinnen oder Ingenieure sein. Trotzdem haben die seit Jahrhunderten tradierten Strukturen immer noch einen großen Einfluss. Für dem SoVD jedenfalls ist es selbstverständlich, dass es keine „Frauen- oder Männerberufe“ geben darf – warum also nicht gleich so?

 

Der SoVD-Schleswig-Holsteins setzt sich für gleiche Bezahlung bei gleichwertiger Arbeit ein und für alle Maßnahmen, die Frauen eine größere Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglicht. Mit einer Mitgliedschaft können Sie uns unterstützen.