In einer ausführlichen Dokumentation setzte sich die Bundesregierung vor 20 Jahren erstmals mit der wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland auseinander. Dem SoVD liegt nun der Entwurf des mittlerweile sechsten Armuts- und Reichtumsberichtes vor. Eigentlich sollten diese Berichte die unterschiedlichen Lebenslagen offenlegen und die politischen Maßnahmen hinterfragen. In einer Stellungnahme zu der aktuellen Untersuchung kommt der SoVD jedoch zu dem unbefriedigenden Ergebnis, dass die in früheren Berichten festgestellte Kluft zwischen Arm und Reich weiterhin besteht und sich soziale Verwerfungen eher noch verschärft haben.
Ausdrücklich begrüßt der SoVD, dass die Bundesregierung ihre Armuts- und Reichtumsberichterstattung mit dem vorliegenden Entwurf fortsetzt. Nur so lassen sich Lösungsansätze finden, um die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu überwinden. Leider werden jedoch die Bereiche zur Armut im Alter und bei Kindern nur am Rande behandelt.
Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander
Viele Ergebnisse des Berichtes sind ernüchternd. So ist etwa die Beschäftigung im Niedriglohnbereich nach wie vor alarmierend hoch – und damit auch die Ungleichverteilung der Einkommen. Der Anteil der Personen in der untersten und obersten sozialen Lage ist weiter gewachsen.
Zudem fällt es Langzeitarbeitslosen immer schwerer, wieder in Arbeit zurückzufinden. Besonders frustrierend ist, dass die Herkunft und der Bildungsabschluss der Eltern nach wie vor darüber entscheiden, wie die Zukunft der folgenden Generation aussieht.
Sozialabbau für hohes Armutsrisiko verantwortlich
Einschnitte in vielen Bereichen der sozialen Sicherungssysteme führten in den vergangenen Jahrzehnten zu erheblichen Kürzungen von Leistungen. Der massive Sozialabbau wurde für viele Menschen zu einer bitteren Erfahrung. Nach Auffassung des SoVD liegt hier die wesentliche Ursache für das hohe Armutsrisiko in unserem Land.
Noch immer wissen wir zu wenig über die sogenannte verdeckte Armut. Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) lassen Schlimmes erahnen. Demnach beantragen bis zu 60 Prozent der Anspruchsberechtigten keine Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Die Beratungspraxis im SoVD scheint das zu bestätigen: Viele verzichten aus Scham auf staatliche Leistungen.
Sozialstaatlichen Konsens erneuern und festigen
Zu wenig Beachtung finden in dem Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsbericht zudem die Bereiche soziale Ausgrenzung und Einsamkeit. Diese sollte die Bundesregierung nach Überzeugung des SoVD jedoch verstärkt in den Blick nehmen, um einer Entsolidarisierung unserer Gesellschaft mit konkreten Maßnahmen entgegenzuwirken.
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