Für diese Ausgabe haben wir uns mit Renate Fröhlich aus Mölln unterhalten. Das Gespräch fiel mitten in den zweiten Corona-„Lockdown“ im November. Warum Renate Fröhlich schon so lange im SoVD ist und vor welchen Herausforderungen ihr Ortsverband steht – im Interview zeigt sie sich ganz offen.
Hallo Frau Fröhlich, Sie sind schon 30 Jahre Mitglied im Sozialverband. Warum nutzen Sie Ihre freie Zeit für dieses Ehrenamt?
Ich habe generell eine soziale Einstellung und bin sehr kontaktfreudig. Früher habe ich mich zum Beispiel bei den „Grünen Damen“ hier im Krankenhaus engagiert. Anderen Leuten zu helfen, das gehört für mich einfach zum Leben dazu.
Und wie sind Sie zum SoVD gekommen?
Wissen Sie, mein Mann war deutlich älter als ich und ist mit schweren gesundheitlichen Problemen aus dem Krieg zurückgekehrt. Als sogenannter „Kriegsversehrter“ war er damals schon sehr früh Mitglied im Verband – damals hieß der SoVD ja noch „Reichsbund“. Ich selbst hatte mit dem Verband eigentlich nie etwas zu tun. Als mein Mann 1990 gestorben ist, hat mir ein Bekannter erzählt, was der Sozialverband alles macht. Und da habe ich gedacht: Das ist eigentlich eine gute Sache, dann trete ich da auch ein.
Bis zu meiner Rente habe ich als Bankkauffrau gearbeitet. 2003, also mehr als zehn Jahre nachdem ich Mitglied geworden bin, ist der damalige Vorsitzende auf mich zugekommen, weil ein neuer Schatzmeister gesucht wurde. Und so bin ich in den Vorstand gekommen. Als dann 2012 ein neuer Vorsitzender gewählt werden musste, hat man mich wieder gefragt. Erst wollte ich nicht, aber dann habe ich doch „ja“ gesagt. Daraus sind nun auch schon wieder acht Jahre geworden.
Beim Sozialverband sind Sie dann ja eher zufällig gelandet. Warum sind Sie so lange dabei geblieben?
Wie schon gesagt: Ich arbeite gern mit Menschen. Beim SoVD im Ortsverband gibt es viele Möglichkeiten, sich einzubringen. Als Schatzmeisterin habe ich mich um die Zahlen gekümmert. Jetzt als Vorsitzende haben sich meine Aufgaben natürlich verändert. Ich habe ein tolles Team um mich herum – wir haben zum Beispiel eine „Reiseleiterin“, die sich um die Organisation unserer Ausflüge kümmert. Dann gibt es zwei Frauensprecherinnen, die zurzeit für die monatlichen Kaffeenachmittage zuständig sind. Es ist einfach sehr vielseitig bei uns – und das gefällt mir sehr.
Darüber hinaus habe ich bei der ehrenamtlichen Arbeit im SoVD immer das Gefühl, dass wir anderen Menschen wirklich helfen. Wenn jemand eine sozialrechtliche Frage hat, verweisen wir natürlich an unsere Geschäftsstelle. Aber durch unsere Angebote vor Ort – die Reisen, die Zusammenkünfte und Feste – tun wir viel gegen die Einsamkeit. Mittlerweile haben wir 1750 Mitglieder hier in Mölln. Etwa die Hälfte davon kommt zu uns, weil sie von Bekannten und Freunden von unseren Aktivitäten erfahren haben. Da heißt es dann nicht selten: „Bei Ihnen ist es aber schön, da trete ich auch ein!“
Was sind denn die größten Herausforderungen bei so einem Ehrenamt?
Natürlich ist auch die ehrenamtliche Arbeit nicht nur durch Sonnenschein bestimmt. Überall wo Menschen zusammenkommen, gibt es hin und wieder Ärger. Aber das ist völlig normal, und ohne Reibungen wäre das Leben wohl auch langweilig.
Und natürlich mache ich mir Gedanken darüber, wie es hier im Ortsverband in einigen Jahren aussieht. Ich persönlich wäre bereit, den Vorsitz bald abzugeben. Aber es ist schwierig, jemanden zu finden, der ein Ehrenamt mit viel Verantwortung übernehmen will.
Und was sind Ihre persönlichen Highlights?
Das hat auch wieder mit den Menschen zu tun. Manchmal ist es anstrengend, sehr häufig aber auch wunderschön. Wenn ich allein an unsere Feiern denke. Sowohl die Organisation mit dem Vorstand als auch die Feste selbst bereiten mir enorm viel Freude.
Vor einiger Zeit haben wir in Mölln zum Beispiel das 70-jährige Bestehen des Ortsverbands gefeiert. Mit Theaterstück, Brunch und vielem mehr. Als sich dann viele der Mitglieder persönlich bei uns bedankt haben, hat mich das sehr gefreut.
Nun sind wir im November ja leider wieder in einer Situation wie im Frühjahr: Soziale Kontakte wurden wegen Corona auf ein Minimum reduziert. Was bedeutet das für Ihre Arbeit im Ortsverband?
Für viele unserer Mitglieder ist das natürlich sehr schwierig. Wenn man allein lebt, freut man sich besonders auf die regelmäßigen Treffen, die wir normalerweise hier anbieten. Bevor der erneute „Lockdown“ kam, konnten wir hier in Mölln wieder einen Kaffeenachmittag organisieren. Sie glauben gar nicht, wie froh die Leute waren, dass sie sich endlich wieder treffen konnten. Ja, und jetzt dürfen wir das leider wieder nicht machen.
Haben Sie denn eine Möglichkeit, zumindest zum Teil mit den Menschen in Kontakt zu bleiben?
Wir machen alles, was möglich ist. Wie in jedem Jahr wird es für alle Mitglieder, die in einem Pflegeheim leben, ein Weihnachtspaket geben. Und da ein Großteil unserer Mitglieder die SoVD-Zeitung persönlich zugestellt bekommt, können wir auch viele Geburtstagsgutscheine weiterhin persönlich überreichen. Natürlich immer mit dem gebotenen Abstand. Ich persönlich habe auch während des Frühjahrs immer wieder Mitgliedern Blumen gebracht, die lange krank waren. Ins Haus selbst bin ich zwar nicht rein, aber man konnte die Blumen ja auch draußen abgeben.
Also, wir versuchen schon, so viel wie möglich aufrecht zu erhalten. Das soziale Miteinander ist doch sehr wichtig.
Ehrenamtlich arbeiten wäre auch für Sie ein Thema? Dann melden Sie sich bei:
Christian Schultz
Referent für Sozialpolitik
Telefon: 0431 / 98 388 – 70
Mail: sozialpolitik(at)sovd-sh.de
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