Aber nicht nur Staatsdiener kochen in der Altersvorsorge ihr eigenes Süppchen. Auch bestimmte Berufsgruppen entziehen sich mit der Gründung eigener Versorgungswerke dem solidarischen Gedanken in der Rentenversicherung – allen voran die Ärzteschaft.
Mit Erwerbstätigen- und Bürgerversicherung sollen diese Strukturen überwunden werden. Die einfache Idee hinter der Erwerbstätigenversicherung: Alle Menschen, die einem Beruf nachgehen – ob angestellt, selbstständig oder verbeamtet – zahlen in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Alle erhalten am Ende ihres Berufslebens eine Rente nach gleichen Voraussetzungen. Wer mehr verdient hat, bekommt auch mehr Rente. Selbstverständlich wird es weiterhin möglich sein, darüber hinaus privat vorzusorgen.
Analog dazu sieht das Modell der Bürgerversicherung vor, die Zweiklassengesellschaft beim Arzt oder im Krankenhaus zu beenden. Für die ärztliche Vergütung soll es keine Rolle mehr spielen, ob ein Patient privat oder gesetzlich versichert ist. Alle Bürgerinnen und Bürger zahlen ihre Beiträge für eine Versicherung. Wer mehr will, kann sich gern eine private Zusatzversicherung gönnen.
Warum der Sozialverband sowohl Erwerbstätigen- als auch Bürgerversicherung unterstützt
Der SoVD fordert schon seit vielen Jahren einen Systemwechsel in der Sozialversicherung. Alfred Bornhalm, Landesvorsitzender des SoVD in Schleswig-Holstein, sagt: „Das Nebeneinander der unterschiedlichen Systeme bei Rente und Pension ist nicht mehr zu vermitteln. Während bei der gesetzlichen Rente immer wieder alternativlose Einschnitte angemahnt werden, steigen die Pensionen ungebremst. Die Kluft zwischen beiden Versorgungssystemen wird immer größer, das kann man den Menschen doch nicht mehr erklären.“
Kommentare (2)
Gottfried Limbach
am 06.08.2023Hier wird nicht berücksichtigt, dass
a) Angestellte in gleichen Positionen wie Beamte deutlich mehr brutto erhalten (eigenes Erleben), damit die gesetzlichen Abzüge getragen werden können.
b) Beamte zahlen ihre Kranken- und Pflegeversicherung von netto, nicht wie Rentner von brutto.
Das 2-Klassen-System beim Arzt halte ich jedoch für antiquiert.
Ich bin Beamter, habe aber die Wahlleistungen bei der Krankenversicherung ausgenommen und werde trotzdem (i.d.Regel !) annehmbar behandelt.
Meine Beiträge zur (priv.) Krankenversicherung bleiben eine Zeit lang konstant, steigen dann aber plötzlich viel rasanter als die gesetzliche Krankenversicherung.
Gut finde ich, dass ich via Rechnung sehe, was meine Arztbesuche kosten. Schlecht ist, dass ich die Kosten vorlegen muss und nie weiß, ob ich diese Kosten ersetzt bekomme,
da der Arztvertrag mit mir und nicht mit der Versicherung geschlossen wird.
Hans-Peter Moser
am 03.02.2022Ich bin ein absoluter Verfechter der Bürgerversicherung. Eine Krankenkasse für alle bei Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze und Anrechnung aller Einkommensarten gemäß dem Einnkommensteuerrecht, eine Rentenversicherung für alle, ohne Ausnahmen. Wir brauchen ein solidarisches Sozial-System. Eine Verkäuferin oder Reinigungskraft, welche mindestens genauso wichtig und systemrelevant ist wie ein Beamter, muss nach 40 oder 45 Jahren Arbeit auch von ihrer Rente leben können, bekommt aktuell aber nur ca. 48% ihres letzen Nettoeinkommens (unter 800 € Rente), obwohl sie die ganze Zeit in die Rentenversicherung eingezahlt hat, ein Beamter hingegen ca. 72%, obwohl er nie in eine Kasse eingezahlt hat. Das geht gar nicht und ist aus meiner Sicht auch verfassungswidrig.
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