„Eigentlich wollte ich den Vorsitz nur ein Jahr übernehmen“
Ehrenamt Über uns
Heike Lorenzen aus Kummerfeld ist seit 1987 Mitglied im Sozialverband. Schon ein Jahr später übernahm sie den Vorsitz in ihrem Ortsverband – bis heute. Wir haben mit ihr über das Ehrenamt im SoVD gesprochen.
Hallo Frau Lorenzen, seit mehr als 35 Jahren führen Sie nun schon Ihren Ortsverband. Mittlerweile heißt er aufgrund der Fusionen Kummerfeld-Prisdorf-Tangstedt. Warum sind Sie so lange dabei geblieben?
Naja, ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass das alles geplant gewesen ist. Ursprünglich bin ich eher aus der Not heraus in dieses Ehrenamt gekommen.
Aber natürlich gibt es einen guten Grund für die lange Zeit: Weil ich hier beim SoVD Menschen helfen kann. Entweder direkt vor Ort mit unseren Veranstaltungen – wir tun hier eine Menge gegen Vereinsamung. Oder eben, wenn es sozialrechtliche Probleme gibt. Etwa mit der Pflegekasse oder dem Schwerbehindertenausweis. Teilweise kann ich selbst helfen, oft stelle ich die Verbindung zu unserer Beratungsstelle in Pinneberg her.
Noch einmal einen Schritt zurück: Wie sind Sie denn damals genau zum SoVD gekommen?
Das war 1987, meine Tante hat mich mitgenommen. Im Jahr darauf war dann ja schon Mitgliederversammlung, auf der ein neuer Vorstand gesucht wurde. Da habe ich zwei Fragen gestellt und schon bin ich zur Vorsitzenden gewählt worden. Eigentlich hieß es, dass nach einem Jahr ein anderer Mann den Vorsitz übernehmen würde. Doch das hat sich dann zerschlagen, so dass ich geblieben bin. Jetzt schon über 35 Jahre.
So lange bleibt man aber doch nur dabei, wenn es auch Spaß macht, oder?
Natürlich. Insbesondere bei Veranstaltungen weiß man am Ende, warum man das alles macht. Wenn ich mich dann umschaue und in die glücklichen Gesichter der Leute schaue. Das ist ein wirklich schönes Gefühl.
Und wie viel Zeit investieren Sie in Ihr Ehrenamt in Kummerfeld?
Das ist sehr unterschiedlich. Als Vorsitzende kümmere ich mich unter anderem um die Kommunikation mit Kreis- und Landesverband des SoVD. Außerdem plane ich Reisen und Veranstaltungen. Wenn so etwas kurz bevorsteht, bin ich richtig eingespannt. Ansonsten gibt es natürlich auch ruhigere Zeiten, in denen sich ab und an Mitglieder mit Fragen an mich wenden. Dann komme ich vielleicht auf fünf, sechs Stunden in der Woche.
Warum treten die Menschen in den Sozialverband ein? Was denken Sie?
Das kann ich Ihnen genau sagen: Die allermeisten Leute kommen zu uns, wenn es ein Problem mit der Rente, der Pflegeversicherung oder dem Schwerbehindertenausweis gibt. Ganz einfach deshalb, weil das alles so kompliziert geworden ist. Allein schaffen das die wenigsten.
Außerdem treten Leute aus Kummerfeld und Umgebung bei uns ein, weil wir hier viel vor Ort anbieten. Tagesreisen, Feste, Info-Nachmittage. Gerade wenn man alleinstehend und schon etwas älter ist, sind wir eine wichtige Anlaufstelle für die Menschen. Ganz wenige unterstützen den SoVD auch mit einer passiven Mitgliedschaft. Dann wird zwar nichts in Anspruch genommen – keine Beratung, und die Leute kommen auch selten zu unseren Veranstaltungen – aber man will die gute Sache unterstützen, für die der SoVD sich einsetzt. Und das ist vor allem soziale Gerechtigkeit.
Auf welche Hindernisse im Ehrenamt würden Sie gern verzichten?
Aktuell ist es bei uns in der Region wirklich schwierig, Räumlichkeiten für Veranstaltungen zu finden. Nach Corona haben viele Gaststätten nicht mehr aufgemacht. Und aufgrund des Personalmangels öffnen einige Betriebe nur noch an bestimmten Tagen. Das ist für uns als Ortsverband nicht einfach.
Außerdem stört mich, dass von „Ehrenamtlern“ häufig verlangt wird, dass wir nur noch alles digital erledigen sollen. Aber gerade bei älteren Menschen fehlt einfach manchmal noch ein Smartphone. Oder die Kenntnisse, so etwas richtig zu nutzen. Ich finde, da sollte man mehr Verständnis zeigen.
Und umgekehrt? Was treibt Sie weiterhin an?
Ach, wissen Sie: In den letzten 35 Jahren habe ich so viele schöne Dinge mit dem Sozialverband erlebt. Insbesondere unsere Feste hier im Ort waren wirklich schön. Die 50-Jahr-Feier. Zehn Jahre später das 60. Jubiläum. Und auch die 70 haben wir schon hinter uns. Das waren immer wunderschöne Ereignisse.
Und wie gesagt: Die glücklichen Gesichter auf diesen Veranstaltungen – das ist es, warum wir so viel Arbeit und Energie in die Vorbereitungen stecken.
Dann war die Corona-Zeit sicherlich nicht einfach für Ihren Ortsverband.
Das war wirklich ziemlich traurig. Da haben wir richtig gemerkt, wie Menschen vereinsamt sind. Einige sind sogar schneller gealtert – das war tatsächlich spürbar.
Natürlich haben wir als Ortsverband versucht, den Kontakt zu unseren Mitgliedern nicht ganz abreißen zu lassen. In dieser Zeit habe ich viele – auch längere – Telefonate geführt. Weil die Leute einfach jemandem zum Reden brauchten und beim Vorstand angerufen haben. Oder wir haben bei besonderen Anlässen Blumen und kleine Präsente vorbei gebracht – etwa bei runden Geburtstagen oder Hochzeitstagen. Aber wirklich ersetzen konnten wir das gesellige Miteinander damit natürlich nicht. Daher ist es gut, dass wir uns nun wieder regelmäßig sehen können. Allerdings stelle ich fest, dass einige Mitglieder immer noch sehr vorsichtig sind. Es kommen aktuell noch nicht so viele Menschen zu unseren Veranstaltungen wie vor der Pandemie.
Ehrenamtlich arbeiten wäre auch für Sie ein Thema? Dann melden Sie sich bei:
Christian Schultz
Referent für Sozialpolitik
Telefon: 0431 / 65 95 94 - 22
Mail: sozialpolitik(at)sovd-sh.de
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