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Für Inklusion im Bahnverkehr

Behinderung

Kay Macquarrie fährt regelmäßig mit der Bahn zwischen Kiel und Berlin. Wie alle Berufspendler ist er Verspätungen und Zugausfälle gewöhnt. Da er Rollstuhlfahrer ist, hat es Kay Macquarrie darüber hinaus allerdings mit Schwierigkeiten zu tun, die ihm das Reisen unnötig erschweren. Mit einer Online-Petition möchte er das Thema Inklusion im Bahnverkehr nun endlich nach vorn bringen. Was er sich am meisten wünscht und warum er Bahnchef Lutz zu einer gemeinsamen Bahnfahrt im Rollstuhl einlädt – darüber haben wir mit dem Kieler gesprochen.

Auf ein Wort, Bahnchef Lutz!

Mit Ihrer Petition möchten Sie neben praktischen Verbesserungen auch eine gemeinsame Bahnfahrt mit dem Chef der DB erreichen. Was genau würden Sie Herrn Lutz auf dieser Reise zeigen?

Es geht mir um das gemeinsame Erlebnis einer Bahnfahrt mit Rollstuhl. Ganz besonders am Herzen liegt mir der Einstieg. Dieser erfolgt für Rollstuhlnutzer nur über einen Hebelift, denn die Züge im Fernverkehr liegen über dem Niveau der Bahnsteige. Es sind also immer ein paar Stufen zu überwinden. Das will nicht nur organisiert sein. Ich hatte kürzlich ein Erlebnis mit einer Rollstuhlfahrerin. Sie erzählte mir, dass sie geweint habe, als sie das erste Mal auf so einem “Ding” stand und vor den Augen aller Mitreisenden in diesem metallenen Käfig hochgefahren wurde, um in den Zug zu kommen. Diese Erfahrung würde ich gerne mit dem Bahnchef teilen.

Was sind die größten Aufreger, die Sie als regelmäßiger Bahnfahrer immer wieder erleben?

Neben dem Einstieg, der jedes Mal aufs Neue “aufregend” ist, gibt es einen weiteren kritischen Punkt. Nämlich das Klo. Und dabei denke ich nicht als erstes an die Hygiene des Aborts, sondern daran, ob es überhaupt nutzbar ist und kein “Defekt”-Schild an der Tür hängt. Das kommt recht häufig vor und was bleibt mir dann übrig? Beine zusammenkneifen, nicht trinken oder auf den nächsten Zug warten. Denn das Problem ist: Im Gegensatz zu früher (ein Rollstuhl-WC in der ersten, eines in der zweiten Klasse) gibt es heute in allen modernen Fernverkehrszügen nur noch ein einziges barrierefreies WC . Was ich fordere: Schützt das einzige barrierefreie WC mit einem Euroschlüssel oder bietet wieder zwei barrierefreie WC’s pro Zug an.

Haben Sie den Eindruck, dass Menschen ohne Gehbehinderung in den letzten Jahren offener für die Diskussion um Inklusion geworden sind? Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung, wenn es um praktische Verbesserungen geht?

Ja, ganz bestimmt! Die Gesellschaft wird offener und diverser. Inklusion ist ein Thema, das mehr und mehr Menschen für sich entdecken. Sie werden älter und wollen gleichzeitig mobil und “mittendrin” bleiben. Barrierefreiheit und selbstbestimmte Teilhabe sind sehr viel wichtiger geworden als noch vor 10 Jahren. Das ist schön. Worum es jetzt geht? Auch die Generation 50 plus mitnehmen! Dazu gehört auch Herr Dr. Lutz. Ich unterstelle ihm mal, dass er sehr wenig Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung hatte in seiner Ausbildung und in seinem beruflichen Umfeld. Diese Chance wurde ihm von der jahrzehntelangen deutschen Politik der Ausgrenzung (separate Schulen, Behindertenwerkstätten, Wohnen an den Rändern, mangelhafte barrierefreie Infrastruktur in den Städten und Gemeinden) genommen. Es geht um Bewusstseinsbildung und das Knacken von Barrieren in den Köpfen. Das ist die größte Herausforderung. Für mich gilt: wer Inklusion will, findet Lösungen.

Sie möchten die Petition von Kay Macquarrie unterstützen? Mit nur wenigen Klicks können Sie mithelfen – und zwar auf change.org!

Der Sozialverband Deutschland hilft in sozialen Angelegenheiten. Wir vertreten unsere Mitglieder bis zum Sozialgericht, unter anderem bei Auseinandersetzungen rund um das Thema Rente und Behinderung.

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Kommentare (1)

  • user
    Uta Volkmann
    am 02.04.2019

    Behinderung : heisst ja nicht nur angeborene Einschränkungen, sondern auch - und das wird oft genug ausgeblendet - es kann jeden treffen, ob Jung oder Alt, durch Krankheit oder Unfall, auch Freizeitunfälle.... Das sollte jedem klar sein und sich in die Hirnzellen fressen.

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