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Gefährdete besser vor Hitze schützen

Hitzeaktionstag am 5. Juni – SoVD engagiert sich in einem großen Bündnis für mehr Maßnahmen

Eine alte Frau leidet unter der Hitze. Ein Mann reicht ihr eine Wasserflasche, eine Frau blickt besorgt.
Aufeinander achten: Die Gesundheit von Menschen, für die die Hitzewellen besonders riskant sind, geht alle an. Foto: New Africa / Adobe Stock

Hitze ist ein Gesundheitsrisiko! Darüber informiert der SoVD immer wieder. So beteiligte er sich auch am 2023 ins Leben gerufenen Hitzeaktionstag, dem 5. Juni. Unter dem Motto: „Hitzegefahren ernst nehmen – Hitzeschutz konsequent umsetzen“ fordert ein breites Bündnis mehr Schutz vulnerabler Gruppen.

Gefahren sind Schwindel, Verwirrtheit, Erschöpfung, Hitzschlag und teils der Tod. 3.200 Hitzetote in Deutschland schätzte das Robert Koch-Institut (RKI) 2023; und jährlich würden es mehr. Gefährdet sind vor allem Ältere, Kranke, Babys, Kleinkinder, Menschen mit Behinderungen, Pflegebedürftige, draußen Arbeitende – und durch ihre Lebensumstände auch Ärmere sowie Obdachlose.

Hitzeschutzpläne sind in Deutschland vor allem Sache der Bundesländer und Kommunen. Das Bündnis drängt darauf, dass es damit besser vorangeht.

Öfter „Extremwetter“ durch den Klimawandel

„Hitze ist das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland. Sie kann für jeden gefährlich werden, und das Risiko wird in den kommenden Jahren weiter steigen“, erklärte SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier die Brisanz. „Doch das Bewusstsein für die Gefahren von Hitze und für Schutzmaßnahmen ist in der Bevölkerung noch unzureichend. Das müssen wir jetzt gemeinsam ändern!“

Gemeinsam mit über 50 Institutionen und Verbänden warnte der SoVD daher vor den Folgen von Hitzewellen. Das sind mehrere heiße Tage in Folge (der Deutsche Wetterdienst definiert es als mindestens drei Tage über 28 Grad), die sogar nachts nicht unter 20 Grad abkühlen.

Damit ist auch 2024 zu rechnen; trotz des milden Junis und obwohl zuvor Hochwasser das Thema war. Denn generell nehmen Extremwetterereignisse wie Sturm, Starkregen, Dürre und Hitzewellen zu. Letztere gibt es hierzulande laut RKI aktuell zwei bis drei pro Jahr. Je nach weiterer Erderwärmung könnten es noch mehr werden.

Eine Aufgabe für die Politik und die ganze Gesellschaft

Damit Menschen dieser Hitze besser trotzen können, rief das Bündnis die Politik, aber auch alle gesellschaftlichen Bereiche zu mehr Maßnahmen auf. Denn Hitzeschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!

Vor allem Prävention ist dem SoVD wichtig. „Aus Sicht unseres Verbandes sind dazu gezielte Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene sowie in den Kommunen notwendig“, so Engelmeier. Im Mittelpunkt stehen müsse dabei der Schutz vulnerabler Gruppen wie (Klein-)Kindern, älterer Menschen oder Menschen mit Behinderungen.

Der SoVD fordert besonders:

  • eine intensivere Hitzeschutzkampagne des Bundes,
  • flächendeckende kommunale Hitzeaktionspläne bis 2025,
  • Aufklärungskampagnen der Länder und Kommunen,
  • ein besseres, zentral koordiniertes Hitzewarnsystem,
  • stadtplanerische Maßnahmen wie mehr Schattenplätze und Trinkwasserspender,
  • Ausbau des ÖPNV und ein Sozialticket – für einen sozial gerechten Klimaschutz!

Interview mit Prof. Dr. Mojib Latif„Wir müssen auf andere achten“

Gute Nachrichten hat Klimaforscher Mojib Latif leider nicht. Der Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel geht davon aus, dass Hitzewellen durch die globale Erwärmung zunehmen werden. Neben staatlichen Schutzmaßnahmen kommt es aus Sicht des Seniorprofessors auch darauf an, sich um Menschen im eigenen Umfeld zu kümmern, die durch die Hitze gefährdet sind.

___Fühlt es sich nur so an oder wird es in Deutschland tatsächlich immer heißer?

Nein, die Wahrnehmung ist leider richtig. Tatsächlich ist die Erwärmung bei uns in Mitteleuropa insgesamt sogar stärker als im weltweiten Durchschnitt. Das führt zu einer Inflation von Wetterrekorden. Und das betrifft neben der Hitze unter anderem auch den Starkregen. Wir reden zum Beispiel immer öfter über eine sogenannte Jahrhundertflut. Dabei sollte so etwas eigentlich im Schnitt doch nur einmal im Jahrhundert vorkommen.

___Was bedeuten denn Klimaveränderungen konkret für unseren Alltag?

Unsere ganze Gesellschaft und unsere Infrastruktur sind grundsätzlich nicht auf extrem heiße Temperaturen ausgelegt. Wir müssen uns zwangsläufig anpassen und Schutzvorkehrungen treffen. Denn die Dinge werden sich weiterentwickeln. Und schon jetzt sterben durch die Hitze jedes Jahr in Deutschland mehrere Tausend Menschen. Die genaue Zahl ist schwer zu bestimmen. Aber es steht zu befürchten, dass es nicht weniger werden.

___Wie geht die Politik damit um – hat man dort den Ernst der Lage erkannt?

Zumindest zeigen die regelmäßigen Klimakonferenzen, dass dieses Thema in der Weltpolitik angekommen ist. Eigentlich kann niemand sagen, man wäre sich der Dramatik der Situation nicht bewusst. An Erkenntnis fehlt es also nicht. Wir haben allerdings ein Umsetzungsproblem.

___Was kann man tun, um sich persönlich zu schützen?

Bei einer akuten Hitzewelle ist es natürlich das Beste, wenn man zu Hause bleibt und körperliche Anstrengung vermeidet. Aber ich glaube, es ist auch wichtig, dass man sich um die Nachbarn kümmert: Sind das möglicherweise ältere Leute, die vielleicht besonders gefährdet sind? Denn leider verschärft der Klimawandel auch bestehende Probleme, wie etwa die Vereinsamung in der Gesellschaft.

___Worauf müssen wir uns mit Blick auf das Klima für die nächsten Jahre einstellen?

Nun, selbst wenn es politische Maßnahmen geben sollte, wirken diese natürlich nicht sofort. Insofern muss man damit rechnen, dass Temperaturen von 40 Grad und mehr, die es ja früher bei uns in Deutschland so gar nicht gegeben hat, öfter vorkommen. Dabei ist alles, was über 30 Grad hinausgeht, für den menschlichen Körper schon eine enorme Belastung. Und das wirkt sich nicht nur auf das körperliche Befinden aus, sondern kann Betroffenen auch psychisch zu schaffen machen.


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