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Inklusionslauf zeigt, wie es geht

Zum siebten Mal Spaß, Begegnung und sportliche Leistung bei SoVD-Veranstaltung für alle am 25. Juni auf dem Tempelhofes Feld in Berlin.

Startszene beim Inklusionslauf
Hunderte Menschen aller Altersgruppen sowie mit oder ohne Behinderungen gingen am 25. Juni in Berlin gemeinsam an den Start. Foto: Sascha Pfeiler

Zeit, um Inklusion zu feiern, endlich wieder live vor Ort! Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte am 25. Juni 2022 in Berlin der siebte SoVD-Inklusionslauf stattfinden. Bei der großen Sportveranstaltung hatten alle zusammen Freude an Bewegung: Menschen mit und ohne Behinderungen, Alt und Jung. Unter dem Motto „Gemeinsam aktiv für die gute Sache“ zeigten Hunderte Beteiligte, dass das möglich ist – und Spaß macht. Denn der stand klar im Zentrum.

Sportlicher Ehrgeiz lag aber ebenso in der sommerheißen Luft. Denn das Event auf dem Tempelhofer Feld, dem ehemaligen Flughafengelände, ist auch ein Wettbewerb. Zwar ging es um Mitmachen und Dabeisein, doch viele forderten sich zu ihrer persönlichen Bestleistung heraus.

Grundgedanke ist die Gemeinschaft. Dabei bewegen sich bei unterschiedlichen Disziplinen und Distanzen alle in ihrem Tempo und auf die ihnen mögliche Art: laufend, walkend, mit Stöcken, im Rollstuhl, per Handbike, begleitet oder auf Skates. Fahrräder waren jedoch nicht erlaubt, außer als Hilfsmittel bei einer Behinderung.

Inklusionslauf ist gelebtes Miteinander

Die Veranstaltung eröffneten SoVD-Vizepräsidentin Ursula Engelen-Kefer und der diesjährige Schirmherr, Özcan Mutlu, Ehrenpräsident des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Berlin. Beide liefen später auch selbst mit. Denn sie wissen: Von Inklusion darf man nicht nur reden, man muss sie umsetzen, leben – und zeigen.

Engelen-Kefer bedankte sich bei den Kooperationspartnern – Berliner Leichtathletikverband, Evangelische Bank, Lebenshilfe  und DBSV – und bei der Aktion Mensch, die finanziell hilft. Zur Idee des Events zitierte sie Hermann Hesse: „Man muss das Unmögliche wollen, um das Mögliche zu erreichen!“ und verwies auf die UN-Behindertenrechtskonvention. Das Teilhaberecht gelte auch für Sportaktivitäten. „Inklusion erfordert ein erhebliches Umdenken: Die gesellschaftlichen Strukturen müssen Menschen mit Behinderungen die gleichberechtigte Teilnahme ermöglichen“, so Engelen-Kefer. Der Lauf wolle Berührungsängste abbauen und ein vorurteilsfreies Miteinander fördern, angefangen bei den Kindern. Das sei Inklusion: „Jeder kann mitmachen und wird ohne Diskriminierung als Beteiligter gesehen.“

Inklusion ist keine Kür, sondern ein Menschenrecht

Nun hat diese Idee auch die Pandemie-Lücke überdauert. Mutlu lobte die Veranstaltung: „Ich war vor sieben Jahren beim Startschuss dabei, als ich noch Bundestagsabgeordneter war, und da hab‘ ich mich sehr gefreut und die Hoffnung gehabt, dass das eine Tradition wird.“

Doch Inklusion ist längst nicht überall so selbstverständlich. Dabei sei sie, betonte auch der Schirmherr, „kein Nice-to-have oder eine Kür, sondern grundgesetzlich das Recht jedes Menschen.“ Es müsse aber täglich erkämpft werden.

Was hingegen der Inklusionslauf beispielhaft verkörpert, brachte vor Beginn der „Spiele“ die Kifrie-Musiketage herüber: mit einem eigens komponierten Inklusionssong zum Mitsingen.

Die Wettbewerbe: Bambini, Staffel und Einzelläufe

Bei „tropischen“ 30 Grad schien das zwar unnötig – doch Aufwärm-Übungen mit Musik und Anleitung brachten die Muskeln auf Trab und gute Stimmung. Die sechs Disziplinen starteten dann mit den Kleinsten: im „Bambinilauf“ über 300 Meter. Schon Zwei- und Dreijährige machten mit. Manchmal mussten die Erwachsenen etwas helfen.

Es folgten Staffeln über 4 mal 400 Meter. Auch hier liefen einige Kinder mit. 17 Teams waren angemeldet. Am schnellsten war die integrierte „Schule am Königstor“. Sie war in großer Gruppe da, ob bei Staffel- oder Einzelläufen oder als Begleitung, und in ihren roten Shirts weithin sichtbar. Er wolle „gleich weitertrainieren“, so ein Schüler nach seiner Staffel.

Unterstützung an der Strecke

Später war Ausdauer im Einzellauf gefragt: über 1 oder 2,5 sowie 5 oder 10 Kilometer. Manche legten vor dem Ziel noch einen Sprint ein. Schnellster über 10 Kilometer war Tim Teubner mit nur 38 Minuten. Der erste „Rolli“ kam kaum später ins Ziel: Andreas Mücke mit einem der Handbikes, 2019 schon Schnellster.

Zu schaffen machte vielen die Hitze auf dem schattenarmen Feld. Der Freude tat das aber keinen Abbruch. Motivation und Erfrischung gaben Wasserstationen, Applaus und die Rhythmusgruppe der Kifrie-Musiketage.

Rahmenprogramm als Fest für alle

Etwa 600 Leute waren auf und an der Strecke. Zwischen den Läufen gab es auf der Bühne Musik und Talk mit Rafael Treite, der auch wieder im Start und Ziel moderierte. So klärte „Tourette-Botschafter“ Jean-Marc Lorber kurzweilig über „Tics“ auf und performte eigene Songs. Mit Gitarrenmusik heizte die inklusive Band „RockAntrieb“ ein.

Auch sonst war etwas los. Es warteten Info-Zelte, ein Imbiss, eine Spieleecke – sowie auch diesmal eine Fläche zum Auszuprobieren: der Rollstuhl- und Blindenparcours sowie „psychomotorische Bewegungsgeräte für alle“. Das bietet Holger Kranz von der Deutschen Stiftung Querschnittslähmung aus Karlsruhe seit dem ersten Inklusionslauf an. Und zum Abschluss gab es eine Tombola.

Gespräche mit Teilnehmenden zeigten, wie sie sich freuten, wieder dabei zu sein. Wer angereist war, verband den Anlass mit einem Stadtbesuch. Viele waren schon „alte Bekannte“, andere kamen ins Gespräch – der Inklusionslauf ist auch Begegnung, Kontakt und Vernetzung. Doppelt leicht geht das, weil man sich beim Sport duzt.

Fotos vom Lauf


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