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Krankmeldung: Darf der MD meinen Hausarzt überstimmen?

Aktuelles Behinderung Gesundheit

Sie bekommen Krankengeld, doch plötzlich will die Kasse nicht mehr zahlen? Hintergrund kann sein, dass sich der Medizinische Dienst eingeschaltet hat. Was das mit Ihrem Haus- oder Facharzt zu tun hat, erklären wir in diesem Beitrag.

Krankmeldung: Darf der MD meinen Hausarzt überstimmen?

Krankengeld gibt es bis auf wenige Ausnahmen erst dann, wenn Sie länger als sechs Wochen lang arbeitsunfähig sind. Denn in der ersten Phase Ihrer Krankschreibung erhalten Sie ganz normal Ihr Gehalt - die sogenannte Lohn- oder Entgeltfortzahlung.

Wenn Sie anschließend von Ihrer Krankenversicherung Krankengeld erhalten, kann dieses bis zu 72 Wochen laufen.

Kann. Denn dafür müssen Sie natürlich weiter arbeitsunfähig geschrieben werden.

MD zweifelt Krankmeldung an

Dafür gehen Sie normalerweise zu Ihrem Hausarzt. Oder - bei bestimmten Erkrankungen - zu einem Spezialisten, also einem Facharzt. Dort erhalten Sie dann Ihre Krankmeldungen - und wenn diese lückenlos vorliegen, überweist die Krankenkasse das Krankengeld.

Bis zu 72 Wochen lang.

Aber: Hin und wieder kommen Mitglieder in die SoVD-Sozialberatung und berichten von einer bemerkenswerten Geschichte.

So ging es zum Beispiel Rudi Pawlicki aus Kiel. Er kam bereits vor einigen Jahren mit diesem Problem zum SoVD. Im Wesentlichen ging es darum, dass er zwar krankgeschrieben war - der Medizinische Dienst der Krankenkasse (MD) zweifelte diesen Zustand jedoch an. Und deshalb wollte die Kasse kein Krankengeld mehr zahlen.

Was war hier passiert?

Erst einmal ist es der Krankenversicherung erlaubt, den Gesundheitszustand der Patienten im Krankengeld-Bezug zu überprüfen. Das ist auch in Ordnung, schließlich sollen die Versichertengelder nur denjenigen zugute kommen, die wirklich krank sind.

Eine solche Überprüfung führt die Kasse nicht selbst durch. Sie beauftragt den MD. Und dieser macht das dann nach Aktenlage, es gibt also keine Einladung für eine persönliche Untersuchung.

Überprüfung Ihrer Gesundheit

Idealerweise schreibt der Medizinische Dienst Ihren Arzt an und bitten diesen, Ihren Gesundheitszustand zu beschreiben. Es geht also um die Frage, ob Sie wirklich noch so krank sind, dass Sie es nicht in die Firma schaffen.

Gleichzeitig werden auch Sie als Patient schriftlich über diesen Schritt informiert. Alles ganz transparent.

"Rechtlich ist es in Ordnung, wenn der Medizinische Dienst Kontakt mit Ihrem Arzt aufnimmt."

Christian Schultz, SoVD Schleswig-Holstein

So das Prozedere in der Idealvorstellung.

Leider läuft es in der Praxis oft anders. Patienten werden manchmal nicht über die Einschaltung des MD informiert. Wenn dann ein Brief kommt, dass eine Überprüfung stattgefunden hat und eventuell sogar das Krankengeld enden soll, ist Holland in Not.

Das Problem liegt manchmal jedoch auch beim Arzt: Manchmal nehmen Mediziner den Brief des Medizinischen Dienstes zum Anlass, um Patienten loszuwerden. Das kann menschlich nachzuvollziehen sein. Für die betroffenen Patienten ist das jedoch mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Es kommt auch vor, dass Ärzte zwar weiter krankschreiben - aber dafür das Formular des Medizinischen Dienstes nicht ordentlich ausfüllen. Dann sieht der MD - aufgrund des wenig aussagekräftigen Arztberichtes - keine Arbeitsunfähigkeit mehr. Und das Krankengeld soll enden. In diesen Fällen kommen die Menschen dann in unsere Sozialberatung und legen mit Hilfe des SoVD Widerspruch ein. In der Regel kann man dann das Krankengeld retten.

MD schaltet sich ein: Was können Sie tun?

Wenn Sie mitbekommen, dass sich der Medizinische Dienst eingeschaltet hat, können Sie zwei Dinge selbst erledigen.

1. Sie wenden sich an Ihren Arzt und besprechen die Lage. Bitten Sie ihn oder sie um eine ehrliche Meinung bezüglich Ihrer Arbeitsunfähigkeit. Wenn Ihr Doktor der Meinung ist, dass Sie tatsächlich eine Wiedereingliederung versuchten könnten - Stichwort "Hamburger Modell" - dann sollten Sie zumindest darüber nachdenken.

2. Fertigen Sie eine konkrete Arbeitsplatzbeschreibung an. Denn für die Krankschreibung ist wichtig, warum Sie aktuell nicht Ihrem Beruf nachgehen können.

Dazu ein Beispiel:

Brigitte aus Norderstedt arbeitet im Büro als Sekretärin. Krankgeschrieben ist sie nun schon seit drei Monaten wegen erheblicher Kniebeschwerden.

Wenn wir allein auf die Berufsbezeichnung "Sekretärin im Büro" schauen, könnte man die Argumentation der Krankenkasse verstehen: Im Büro sitzt man in der Regel die meiste Zeit und müsste dort auch mit Knieschmerzen tätig sein können.

In Brigittes Fall ist es jedoch so, dass sie unter anderem dafür zuständig ist, Meeting-Räume und die Chefetage mit Getränken auszustatten. Dafür muss sie an ihrem Arbeitsplatz auch diverse Treppen nehmen - und das mehrmals am Tag.

Anhand dieses Beispiels sehen Sie, dass eine aussagekräftige Beschreibung des Arbeitsplatzes wichtig sein kann. Auf diese Weise können Missverständnisse um die Berechtigung der Arbeitsunfähigkeit hoffentlich schnell ausgeräumt werden.

Fazit

Wenn sich der MD einschaltet und Ihre Arbeitsfähigkeit überprüft werden soll, sprechen Sie am besten zuerst mit Ihrem Arzt. Außerdem kümmern Sie sich um eine Beschreibung Ihres Arbeitsplatzes. In den meisten Fällen kann man so die Einstellung des Krankengeldes verhindern.

Sollte es doch zu Problemen kommen, holen Sie sich bitte Hilfe. Das kann ein Fachanwalt für Sozialrecht sein. Oder Sie wenden sich an die Sozialberatung des SoVD - die gibt es in ganz Deutschland.


Kommentare (2)

  • user
    Sigrid
    am 12.11.2023

    Ich bin seit einem Jahr wegen Corona und depressiveren Verstimmungen krank geschrieben und brauche noch Zeit

    Mache ambulante Therapie und wurde jetzt von der aok angeschrieben-eine Datenschutz Erklärung zu unterschreiben wegen mdk

    Wir meine AU angezweifelt oder ist das normaler Vorgang?

    • user
      Christian Schultz
      am 13.11.2023

      Ohne Ihre Unterlagen einzusehen, kann man das nicht beantworten. Es könnte sein, dass der MD die Berichte von Ihren Ärzten sehen möchte. Aber wie gesagt - alles nur Mutmaßung.

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