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Mangelhafte Versorgung mit Arzneimitteln

Gesetz soll Lieferengpässe bei Medikamenten überwinden – SoVD fordert schnelle und wirksame Regelungen.

Apothekerin mit einer Kundin
Bei immer mehr Medikamenten müssen Apotheker*innen mit den Schultern zucken. Um niemanden abzuweisen, suchen sie meist händeringend nach Ersatzpräparaten. Foto: Gorodenkoff / Adobe Stock

Wirtschaftlich und politisch nimmt Deutschland in Europa eine zentrale Rolle ein. Unvorstellbar, dass es in einem derart reichen Land für kranke Menschen nicht genügend Arzneien gibt. Doch genau das ist seit Monaten traurige Realität. Es fehlen grundlegende Medikamente wie Antibiotikasäfte für Kinder oder Mittel gegen Diabetes und Bluthochdruck. Per Gesetz will die Bundesregierung daran nun etwas ändern. Die kurzfristigen Erfolgsaussichten sind jedoch aus mehreren Gründen gering.

Als sich der Bundestag Ende Mai mit dem Gesetzentwurf befasste, mahnte die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier zur Eile. Sie sagte, die Politik müsse handeln, bevor eine ernsthafte Gesundheitsgefährdung eintrete. Von dieser scheinen wir tatsächlich nicht weit entfernt zu sein.

Antibiotika-Mangel gefährdet Kinder

Kürzlich machte das Bundesgesundheitsministerium einen Versorgungsmangel bei antibiotikahaltigen Säften für Kinder bekannt. Zuvor hatte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte gewarnt, dass selbst Kinder, die wegen einer Lungenentzündung oder einer Infektion mit Streptokokken wirklich dringend ein Antibiotikum bräuchten, dieses nicht bekämen. In letzter Konsequenz, so der Verband, bliebe nur die Einweisung ins Krankenhaus. Denn dort sei zumindest die Versorgung mit intravenösen Antibiotika noch eher gegeben. Doch auch hier zeichnen sich zunehmend Engpässe ab.

In Krankenhäusern werden Notfallmedikamente knapp

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schlug jetzt Alarm: Fünf bis zehn Prozent aller Arzneimittel, die in Krankenhäusern gebraucht würden, wären derzeit nicht lieferbar. Betroffen davon seien neben Antibiotika für Kinder auch Krebsmedikamente sowie Mittel, die im Notfall für die Behandlung von Schlaganfällen benötigt werden. Was dieser Mangel im Einzelfall für Konsequenzen haben kann, möchte man sich lieber nicht näher ausmalen.

Mehrere Bundesländer haben inzwischen die Einfuhr von in Deutschland nicht zugelassenen Antibiotikasäften aus dem Ausland ermöglicht. Ob sich die angespannte Lage durch diese Notmaßnahmen spürbar entspannt, ist jedoch fraglich.

Apotheken fordern Abbau bürokratischer Hürden

Einen Mangel an Penizillin gibt es derzeit nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Darauf wies auch die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände hin. An den Lieferengpässen werde sich demnach wohl auch auf absehbare Zeit wenig ändern. Kurzfristig bräuchten die Apotheken deshalb einen größeren Entscheidungsspielraum, der es ihnen auf unkomplizierte Weise ermöglicht, ein vorrätiges Ersatzmedikament abzugeben, ohne hierfür im Nachgang eine Kürzung ihrer Rechnung durch die Krankenkasse befürchten zu müssen.

In einer Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf unterstützte der Bundesrat die Apotheken bei deren Forderung nach einem Abbau bürokratischer Hürden. Die Länderkammer geht ebenfalls davon aus, dass die Versorgungslage bei zahlreichen Arzneimitteln weiterhin angespannt bleibt und spricht sich für eine langfristige Strategie im Schulterschluss mit der Pharmabranche aus.

Pharmafirmen beklagen geltende Festbeträge

Die Hersteller von Generika, also von Arzneimitteln, deren Patente abgelaufen sind, beklagen ihrerseits die herrschende Situation. In den letzten Jahren habe die Politik alles getan, um die Preise zu senken.

Ein Beispiel hierfür liefert die deutsche Firma InfectoPharm. Das Familienunternehmen stellt Arzneimittel für Kinder her und beklagt die unwirtschaftlichen Festbeträge der gesetzlichen Krankenkassen. Trotz gestiegener Kosten verkaufe man seit 2010 einen Saft mit dem Wirkstoff Penizillin unverändert zu einem Nettopreis von 1,65 Euro. Mittlerweile ist InfectoPharm das einzige verbliebene deutsche Unternehmen, das diesen Saft herstellt.

SoVD: Wohl der Menschen steht über dem Preisdruck

Aus Sicht des SoVD lassen sich die bestehenden Probleme nicht allein durch mehr Beitragsmittel der Versicherten lösen. Die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier sagte: „Wir brauchen ein besseres Frühwarnsystem und ausreichende Vorhaltekapazitäten. Aber mehr Geld für die Pharmaindustrie garantiert noch keine gesicherten Lieferketten.“

Engelmeier forderte ein grundsätzliches Umdenken im Gesundheitsbereich. Das Wohl der Menschen sei wichtiger als finanzielle Erwägungen.


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