Neues Hörgerät abgelehnt – Der Sozialverband in Rendsburg hilft
Behinderung Gesundheit
Das Café, in dem wir uns mit Katrin Hastedt treffen ist klein, gemütlich – und laut. Man muss klar und deutlich sprechen, um überhaupt ein Gespräch führen zu können. Anstrengend ist es allemal. Für die 47-jährige Rendsburgerin kein Problem. Obwohl Katrin Hastedt stark hörbehindert ist, kann sie unserem Dialog scheinbar mühelos folgen. Doch dafür musste sie lange kämpfen.
Der lange Weg zum Erfolg
Schon als Kleinkind konnte die gebürtige Niedersächsin sehr schlecht hören. Tatsächlich festgestellt wurde dies aber erst auf der Grundschule. „Ich hatte vor allem bei Diktaten große Schwierigkeiten, bestimmte Laute richtig zu hören. Das ist einer aufmerksamen Lehrerin zum Glück aufgefallen.“ Nach der Realschule folgte das Abitur, anschließend eine Ausbildung zur Krankenpflegerin. Alles mit Hörgerät.
Doch die Ausübung dieses Berufs war auch mit diesem Hilfsmittel nur unter Aufbringung aller Kräfte möglich. Blutdruckmessen, das Gespräch mit Patienten und Kollegen im stressigen Krankenhausalltag – all dies wurde mit der starken Hörbehinderung irgendwann einfach zu viel.
Mit 26 hört Katrin Hastedt von einer Reha in Rendsburg, die sich ausdrücklich an Menschen mit einer Hörbehinderung richtet. Dort absolviert sie eine Umschulung zur Heilpädagogin. Doch nach einigen Fehlschlägen auf dem Arbeitsmarkt muss Katrin Hastedt erkennen: „Es ging leider nicht. Die Hörbehinderung stellte mich in der Arbeit mit Menschen immer wieder vor Probleme. Leider hatten auch einige Arbeitgeber unnötige Berührungsängste.“
„Man muss einfach dranbleiben!“
Es folgt eine zweite Umschulung, diesmal zur Fachkauffrau im Gesundheitswesen. Diese Ausbildung, in Verbindung mit einer Qualifikation zur Qualitätsbeauftragten im Bereich Pflege, eröffnet Kathrin Hastedt neue Chancen. Ein Jahr arbeitet sie für ein Seniorenheim, anschließend beginnt sie bei einem Rendsburger Pflegedienstleister. Bis heute.
Die 47-jährige arbeitet der Buchhaltung, teilt sich das Büro mit zwei Kollegen. „Wenn mehrere Personen telefonieren, das Fenster offen ist oder der Drucker surrt, war das mit meinem Hörgerät eine große Herausforderung.“ Auch in Team-Besprechungen hat Katrin Hastedt häufig Probleme, alles zu verstehen. „Da habe ich angefangen, nach Alternativen zu suchen“, erinnert sich die Rendsburgerin.
Bei ihrem Hörgeräte-Akustiker testet sie im Sommer 2016 eine Mikrofon-Hörgerät-Anlage eines großen Herstellers. „Ich war begeistert, alles war viel einfacher! Auch das Telefonieren ging mit dem Gerät viel besser.“ Das Problem: Das komplette Set des Herstellers kostet rund 5000 Euro. Aber wozu gibt es die Krankenkasse?
„Wir sind nicht zuständig!“
Doch die lehnt ab. „Nicht zuständig“, verweist an die Rentenversicherung. Aber hier auch Fehlanzeige. Doch Katrin Hastedt gibt nicht auf: „Man muss immer dranbleiben!“ Eine Arbeitskollegin rät ihr, zum Sozialverband in Rendsburg zu gehen. Der SoVD stellt einen Antrag beim Integrationsamt Schleswig-Holstein, einer Einrichtung, die dafür zuständig ist, Menschen mit Behinderung im Berufsleben zu helfen.
Doch das Integrationsamt lehnt ebenfalls ab. „Ich konnte das nicht verstehen, das Gerät war doch wichtig für meine Arbeit“, erinnert sich Katrin Hastedt. „Zum Glück hat Frau Kardel vom Sozialverband den ganzen Schriftverkehr für mich geregelt. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Denn der SoVD legt Widerspruch gegen die Entscheidung des Integrationsamtes ein. Mit Erfolg. Nach fast einem Jahr erhält Katrin Hastedt endlich ihr Hilfsmittel – und kann nun im Job wieder richtig mitmischen.
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Kommentare (1)
Simone Zufferey
am 11.03.2018Gott sei Dank hat sie es geschafft. Kenne das auch. Ist man krank, dadurch Hürden immer wieder Arbeit.... verzweifelt man fast an dieser oft unverständlichen Bürokratie. Schrecklich!!! Anstatt das Motivation und Lebenswille gefördert wird!!!!
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