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Ums Geld allein geht es längst nicht mehr

Schlechte Arbeitsbedingungen, akute Personalnot – Pflegende fordern Anerkennung für ihren Beruf ein.

Pflegerin kümmert sich um Katheter einer Patientin.
Der fordernde Job von Pflegekräften hat mehr Anerkennung verdient. Foto: Halfpoint / Adobe Stock

Sie wollen Menschen begleiten, ihnen helfen, kurz: für sie da sein. Der Alltag vieler Pflegekräfte sieht anders aus. Ihre Kraftreserven reichen oft nur für eine Grundversorgung. Denn mit wenig Personal sollen sie immer mehr leisten. Von der Politik fordern Pflegende daher neben einer angemessenen Bezahlung vor allem bessere Arbeitsbedingungen. Den SoVD wissen sie dabei an ihrer Seite.

Allein der Gedanke, dass eine einzelne Pflegekraft für 30 oder 40 Patient*innen zuständig sein soll, bereitet Kopfschmerzen. Wie sehr die Betroffenen selbst darunter leiden, vermag man sich kaum vorzustellen. Immer häufiger gehen in letzter Zeit die im Pflegebereich Beschäftigten auf die Straße und prangern die Bedingungen an, unter denen sie jeden Tag arbeiten. Längst treibt sie dabei nicht allein der Wunsch nach einer besseren Bezahlung an. Es geht ihnen vor allem um Anerkennung und Wertschätzung für ihren Beruf. Sie wollen, dass der Mensch wieder in den Mittelpunkt der Pflege rückt.

Warten auf Umsetzung von Vorhaben

Bei ihrem Amtsantritt stellte die Bundesregierung den beruflich Pflegenden zahlreiche Verbesserungen in Aussicht. Im Koalitionsvertrag hieß es, man habe die Dramatik der Situation in der Pflege erkannt und wolle kurzfristig reagieren. Ein Übergangsinstrument etwa solle die Personalbemessung im Krankenhaus verbindlich regeln. Die konkrete Umsetzung dieses so wichtigen Vorhabens allerdings lässt fast ein halbes Jahr später weiterhin auf sich warten.

Als „gerade noch zulässig“ hatte der SoVD zum Start der Ampelkoalition die Untergrenzen beim Pflegepersonal bezeichnet und gleichzeitig davor gewarnt, die Ausnahme zur Regel werden zu lassen. Von der Politik fordert der Verband seit Langem Personalvorgaben, die sich an dem tatsächlichen Bedarf orientieren. Richtwerte hierfür sollten nach Überzeugung des SoVD für stationäre wie auch für ambulante Einrichtungen bundesweit schnellstmöglich geschaffen werden.

SoVD für Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Der Sozialverband hat aber auch die allgemeinen Arbeitsbedingungen in der Pflege im Blick. Eine Beschäftigung in diesem Bereich müsse insgesamt attraktiver gestaltet werden, sei es durch Fortbildungsangebote oder durch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung. Vor allem aber steht für den SoVD das Ziel im Mittelpunkt, mit modernen Arbeitszeitmodellen eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen.

Interview mit der Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung Claudia MollVon der Altenpflege in den Bundestag

___Sie sind gelernte Altenpflegerin. Wie würden Sie heute jemanden davon überzeugen, in diesem Beruf anzufangen? Würden Sie das überhaupt?

Ja natürlich! Es ist ein toller Beruf und wir sollten das auch deutlich sagen. Es gibt so viele Möglichkeiten. Man kann in der ambulanten Pflege arbeiten, in Behinderteneinrichtungen, im Hospiz, oder man entscheidet sich für eine weiterführende Ausbildung oder ein Studium. Das ist für mich das Tolle an dem Beruf. Er ist herausfordernd, man trifft Entscheidungen, übernimmt Verantwortung und jeder Tag ist irgendwie anders. Klar ist das anstrengend, aber es gibt eben auch viele schöne Seiten.

___Sie wollen junge Menschen für die Pflege begeistern. Was schwebt Ihnen dabei vor?

Ich mache gerne Werbung für das Freiwillige Soziale Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst. Den hat meine jüngste Tochter auch gemacht. Aber ich frage mich, warum es keinen Pflege-Freiwilligendienst gibt? Mit abwechslungsreichen Stationen und einer attraktiven Vergütung könnten wir diesen Beruf damit wieder in die Köpfe junger Menschen bekommen.

Es gibt auch Patenschaften zwischen Schulen und stationären Einrichtungen. Dort haben Schüler und Schülerinnen ab der achten Klasse eine feste Bezugsperson und können selbst entscheiden, ob sie einen Spaziergang oder einen Spielenachmittag machen wollen. Die Kinder und Jugendlichen gehen damit sehr verantwortungsvoll um, weil sie wissen, dass sich die andere Seite auf ihren Besuch freut. Das hat etwas mit Disziplin zu tun, denn da kann ich nicht mal eben per WhatsApp absagen.

___Wie wird der Pflegeberuf selbst wieder attraktiver?

In vielen Gesundheitsberufen sind die Bedingungen so, dass viele Pflegekräfte nicht dauerhaft im Beruf bleiben. Diesen Teufelskreis durchbrechen wir nur mit mehr Personal. Daher brauchen wir zunächst bessere Arbeitsbedingungen, um die Pflegekräfte zu entlasten, damit sie Familie, Freizeit und Beruf miteinander vereinbaren können. Gleichzeitig müssen wir die Ausbildungsberufe wieder stärker in den Fokus nehmen und hier für mehr Attraktivität sorgen. Ich bin zum Beispiel ein Fan vom dualen Studium.

___Den weitaus größten Teil der Pflege leisten allerdings noch immer Angehörige.

Das ist richtig. Häufig gibt es hier auch noch eine Mehrfachbelastung. Wenn ich Kinder habe, meine Eltern pflege und obendrein noch arbeiten muss, dann funktioniert das eben nicht auf Dauer. Dabei bleibe ich irgendwann selbst auf der Strecke. Deshalb brauchen wir eine Lohnersatzleistung für pflegebedingte Auszeiten.

Gerade im Interesse der Angehörigen wünsche ich mir darüber hinaus weniger Bürokratie und mehr Flexibilität. Ein Entlastungsbudget etwa könnte Leistungen wie Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege zusammenfassen.

___Wie kommen Angehörige oder Pflegebedürftige an die für sie wichtigen Informationen?

Meiner Meinung nach kann das nur mit niedrigschwelligen Angeboten gelingen. Denn oftmals wissen Pflegende gar nicht, was ihnen überhaupt zusteht, oder sie sind mit den Anträgen überfordert. Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land sollten Pflegebedürftige und Angehörige daher an verschiedenen Stellen auf Pflegeberatungsangebote aufmerksam gemacht werden. Das kann beim Hausarzt sein, in der Apotheke oder auch beim Friseur. Auch die Sozialberatung durch Verbände wie den SoVD spielt natürlich eine wichtige Rolle.


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