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Was sich bei den Erwerbsminderungsrenten jetzt ändern muss

Rente Armut

In Deutschland erhielten Ende 2016 etwas mehr als 1.800.000 Menschen eine Erwerbsminderungsrente. Im Schnitt beträgt diese etwa 759 Euro. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Altersrentner im Bundesgebiet erhielt mit 856 Euro fast 100 Euro mehr.

Niemand sucht sich aus, krank zu sein

Schon lange fordert der Sozialverband von der Politik ein beherztes Gegensteuern bei den Erwerbsminderungsrenten. Denn die aktuelle Gesetzeslage fördert in großem Maße Altersarmut. Es gibt verschiedene Gründe, warum Erwerbsminderungsrenten niedriger ausfallen als Altersrenten:

Zum einen sind da die Abschläge. Bei fast jedem neuen Rentner mit Erwerbsminderung werden bis zu 10,8 Prozent von seiner eigentlichen Rente abgezogen. Völlig legal. Eingeführt wurden die Abschläge im Jahr 2001. Vorzeitige Altersrenten waren weniger attraktiv geworden. Also sorgte sich die Politik darum, dass die Bürgerinnen und Bürger stattdessen versuchen würden, in die Erwerbsminderungsrente zu kommen. Sozusagen als Abschreckung wurden die Abschläge eingeführt.

Geht jemand wegen Krankheit in die Erwerbsminderungsrente, werden seine bisherigen Beiträge hochgerechnet. Bis 2014 rechnete man die Rente bis zum 60. Lebensjahr hoch. Dann gab es für Neurentner eine Verbesserung auf 62. Zuletzt hat die aktuelle Bundesregierung mit dem EM-Leistungsverbesserungsgesetz dies noch einmal gesteigert. Neurentnerinnen und -rentner werden nun bis 65 hochgerechnet. Eine überfällige Entwicklung.

Stichtagsregelung

Dies gilt aber nur für Neurentner. All diejenigen, die schon seit Jahren wegen Unfall oder Krankheit ihre Rente vorzeitig beziehen, haben nichts davon. Für sie gilt die Gesetzesänderung nicht. Das ist nicht gerecht und muss umgehend geändert werden.

Bei einer durchschnittlichen Erwerbsminderungsrente von rund 750 Euro fallen viele Menschen in die Grundsicherung – weil die Rente nicht zum Leben reicht. Die Grundsicherung stockt das vorhandene Einkommen bis zu einem bestimmten Betrag auf, ungefähr auf das Niveau von Hartz IV. Wer Grundsicherung beantragt, muss seine Vermögensverhältnisse komplett offenlegen. Auch die des Partners. Die Erwerbsminderungsrente wird dabei komplett angerechnet. Das heißt: Es ist egal, ob ich 600 Euro an Rentenzahlung in meinem Leben erarbeitet habe oder gar nichts. Unterm Strich bekommen alle Menschen in der Grundsicherung das gleiche.

Wir fordern einen Freibetrag, damit sich Lebensleistung lohnt. Ein Teil der eigenen Rentenanwartschaften darf nicht auf die Grundsicherung angerechnet werden. Damit derjenige mehr hat, der in seinem Leben auch etwas geleistet hat. Egal ob diese Anwartschaften durch Arbeit oder Kindererziehung zustande gekommen sind. Sie müssen sich auch in der Grundsicherung bemerkbar machen.

Deshalb fordert der Sozialverband in einem ersten Schritt:

  1. Weg mit den Abschlägen!
  2. Zurechnungszeiten verbessern – und zwar für alle!
  3. Freibetrag in der Grundsicherung einführen!

Der Sozialverband Deutschland vertritt in Schleswig-Holstein mehr als 150.000 Mitglieder. Wir helfen in sozialen Angelegenheiten, etwa bei Problemen mit der Rente oder rund um das Thema Behinderung.

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Kommentare (8)

  • user
    Scheller
    am 06.03.2020

    Man ist in diesem Staat nur noch eine Briefmarke , den Kleber hat man schon selber.

    Menschlichkeit und Achtung sind hier Fehl am Platz , zumindestens für die die sich für den Staat den Arsch aufreißen

  • user
    Werner Kleyer
    am 04.05.2019

    Wenn wir Vergleichen zu anderen Ländern z.B. Norwegen, Schweden, Malta leben die Menschen in den Ländern "gesünder" und werden älter. . siehe Diagramm. Weshalb ist das so?

    Was zählt sind die gesunde Lebensjahre (auch als behinderungsfreie Lebenserwartung bezeichnet) und nicht die Lebenserwartung. Man wird evtl. 90Jahre aber gehts ab Ø 56 Jahre gesundheitlich "Bergab"

    Ob wir die zusätzlichen Lebensjahre, die wir durch die gestiegene Lebenserwartung erhoffen können, bei guter Gesundheit verbringen, ist eine entscheidende Frage. Da sich diese Frage durch den Indikator Lebenserwartung bei der Geburt nicht vollständig beantworten lässt, wurden Indikatoren für die Gesundheitserwartung entwickelt, zum Beispiel der Indikator für gesunde Lebensjahre (GLJ) (auch als behinderungsfreie Lebenserwartung bezeichnet). Bei diesen Indikatoren liegt der Schwerpunkt auf der Lebensqualität im Sinne einer guten Gesundheit und nicht auf der Lebensdauer, die anhand der Lebenserwartung gemessen wird. Der Indikator „gesunde Lebensjahre“ ist eine wichtige Messgröße für die relative Gesundheit von Bevölkerungsgruppen in der Europäischen Union (EU).

    Dieser Artikel gehört zu einer Reihe von Artikeln über die Statistik des Gesundheitszustands in der EU, die im Rahmen einer Online-Veröffentlichung über Gesundheitsstatistiken

  • user
    Werner Kleyer
    am 04.05.2019

    5 Mythen der Renten , man könnte auch sagen die 5 "Lügen" die gern verbreitet werden durch Lobbyarbeit der Arbeitgeber und Politik.

    www.igmetall.de/politik-und-gesellschaft/sozialpolitik/rente/die-groessten-renten-mythen-endlich-widerlegt

  • user
    Torsten
    am 02.04.2019

    Hallo

    Meine Mutter hat letzte Woche einen Bericht in der Zeitung gelesen . Das der eine Reporter geschrieben hat, von der Zeitung dass wir immer noch zufiel Rente bekommen .Und das die Prozente von der Rente auch noch viel zu hoch ist .Sie sollte mindestens auf 40% oder sogar auf 35%sein soll .Das wir auch noch bis 70 Jahre arbeiten soll. Wir leben ja auch noch länger .Dann können wir ja auch länger arbeiten .Vor allen die auf den Bau die bei Wind und Wetter draußen sind .Der Reporter kann ja auch länger arbeiten .Warum gegen die vielen Leute aus meinen bekannten Kreis alle auch schon mit 63 Jahren in Rente. Weil sie auch noch was vom leben haben möchten .Und nicht wenn sie in Rente sind , das sie dann gleich sterben und das war es dann .

  • user
    Manfred
    am 25.01.2019

    Was kann dieser Jemand dafür wenn er durch Krankheit ..Unfall.....oder Behinderung in Erwerbsminderung-Rente ...Lange Arbeitslosengeld beziehen und nicht mehr viel einzahlen konnte?

  • user
    Höpfner
    am 15.04.2018

    Moin,moin

    Ich bin Erwerbsminderungsrentner und muß mit 300€ im Monat klar kommen!

    Erst hat man mir 500€ im vollen Umfang genemigt und dann wieder weg genommen mit dem Argoment , da haben wir uns wohl vertan!

    Nun geh mal zum Amt und teil den mit, das du damit nicht über die Runden kommst....

    wenn du verheiratet bist , bist du doppelt bestraft! Bei Nachfrage bekommst du die Antwort, wenn du verheiratet bist mußt du auf das sauer verdiente Einkommen deiner Frau zurückgreifen!

    Das ist doch ein unding! Jeder Lehrling bekommt im ersten Lehrjahr mehr als mir zum Leben bleibt , da ist doch in unserem Lande doch was nicht richtig! Wenn du die 60 überschritten hast will dich sowieso keiner mehr haben, wie willst du dann noch einen Job finden, der einen noch über die Runden hilft? Ich würde gerne noch etwas tun als Metallhandwerker im Nahbereich (sitzende Tätigkeit) aber es wird dir nichts angeboten weil man eingschrängt ist! Tolles Land in denen wir leben, mit dem Grundrecht auf einen Arbeitsplatz, den dir keiner mehr geben will! Wie soll das noch hinführen ?????

  • user
    Karsten Gasser
    am 04.08.2017

    Ich bin selbstständig und bekomme erst keine gesetzliche Rente und weil ich chronisch krank bin ist eine Privatversicherung auch ausgeschlossen.

  • user
    Marion
    am 01.08.2017

    Dem stimme ich vollkommen zu !!!

    Ich finde es eine Frechheit das jemand der über 40 Jahre Vollzeit gearbeitet hat genau soviel bekommt wie jemand der 8 Jahre gearbeitet hat .

    Ich denke keiner wünscht sich das er in Erwerbsminderungsrente gehen muss.

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