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„Wenn mein E-Scooter liegenbleibt, muss ich sehen, wo ich bleibe“

Behinderung

Unbegrenzte Mobilität – für Werner Schultz aus Kiel ein bloßer Wunschtraum. In orthopädischer Behandlung ist der heute 82-Jährige schon seit den 1960er Jahren. „Trotzdem habe ich mich immer bewegt, zuletzt vor allem mit dem Fahrrad“, so der Pensionär aus der Kieler Vorstadt. Seit rund eineinhalb Jahren ist Werner Schultz zur Fortbewegung auf einen E-Scooter angewiesen. Und hier gibt es ein Problem.

Werner Schultz aus Kiel bekommt keine Versicherung für einen E-Scooter

„Ich habe mir das Gerät im Spätsommer 2018 angeschafft“, erinnert er sich. „Selbst im Haus benötige ich einen Rollator, um von A nach B zu kommen. Autofahren geht auch nicht mehr, daher bin ich froh über den E-Scooter.“ Doch schon nach kurzer Zeit erlebt Werner Schultz etwas, das ihn in seiner positiven Ansicht wanken lässt: Das Fahrzeug bleibt liegen, ein elektronischer Fehler in der Schaltung verhindert die Weiterfahrt. „Ich stand mitten im Nirgendwo und habe erstmal überlegt, was ich machen soll.“

Kein Mobilitätsservice für E-Scooter

Doch Werner Schultz hat Glück im Unglück: Die Panne geschieht zu einem Zeitpunkt, zu dem das Fachgeschäft geöffnet hat – nach einem kurzen Anruf sammelt ihn der Einzelhändler ein, das Gerät wird innerhalb weniger Tage repariert. „Schon damals habe ich mich nach Möglichkeiten erkundigt, wie ich dieses Risiko absichern kann“, so der 82-Jährige. „Doch die Versicherungen bieten solch einen Schutz nicht an. Es geht nicht um die Haftpflicht, diese Versicherung habe ich natürlich. Aber was mache ich, wenn ich wieder liegenbleibe?“

Wie dringlich diese Frage ist, zeigt sich schneller als erhofft. Denn einige Monate später verabschiedet sich der Antrieb des E-Scooters von Werner Schultz abermals – einige Kilometer von seinem Haus entfernt. „Es war Samstag Nachmittag. Im Sanitätshaus habe ich niemanden erreicht“, sagt der Kieler. „Also blieb mir nichts anderes übrig als ein Abschleppdienst. 120 Euro.“ Und die Erkenntnis, dass Getriebe und Motor repariert werden müssen.

Wer leistet Pannenhilfe, wenn der Scooter nicht mehr will?

In Deutschland kann man sich (fast) gegen alles versichern. Da gibt es die Klassiker wie Unfall oder Hausrat. Teure Geräte wie Smartphones werden mittlerweile standardmäßig mit einer Versicherung vertrieben – ebenso Reisen. Doch wenn ein E-Scooter liegen bleibt, schauen Betroffene in die Röhre.

„Ich verstehe nicht, warum es so etwas nicht beim ADAC gibt „, sagt Werner Schultz. „Schließlich bieten die doch auch einen Abschleppdienst für andere Fahrzeuge im Straßenverkehr“. Und tatsächlich: Der ADAC bewirbt sogar eine Versicherung für E-Scooter auf seiner Internetseite – inklusive Kasko für den Akku. Problem also gelöst?

Leider handelt es sich um die andere Variante des E-Scooter. Die Moped-Versicherung des ADAC gilt nur für die schnittigen E-Roller, die häufig auf Gehwegen in Deutschlands Großstädten zu finden sind. Also nicht für die klassische Ausführung mit drei oder vier Rädern, die insbesondere von Menschen mit Behinderung genutzt wird. Warum der ADAC nicht auch für diese Fahrzeuge etwas anbieten kann, haben wir den Automobilclub schriftlich gefragt. Eine Antwort haben wir leider nicht erhalten.

Diverse Versicherungen hat Schultz mittlerweile angefragt: Kein Unternehmen hat etwas im Portfolio, was ihm helfen kann.

E-Scooter abgeschleppt – wer hat so etwas erlebt?

Sie fahren selbst einen E-Scooter und mussten bereits ähnliche Erfahrungen wie Werner Schultz machen? Oder haben Sie sogar eine Lösung für sich gefunden? Wir freuen uns über Ihre Kommentare und Zuschriften.

Der Sozialverband Deutschland hilft in sozialen Angelegenheiten. Wir vertreten unsere Mitglieder bis zum Sozialgericht, unter anderem bei Auseinandersetzungen rund um das Thema Rente und Behinderung.

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Kommentare (10)

  • user
    Joachim
    am 09.10.2023

    Gestern habe ich für eine Freundin einen e-Rollstuhl aus 1. Hand gekauft.

    Perfekt dachte ich, das Wetter war klasse und bevor ich ihn Weitergabe, war eine Probefahrt selbstverständlich.

    Akku zeigte voll an und los ging's.

    Erst Versorgungswege zwischen den Feldern, dann Abkürzung über "Feldweg"

    da der Akkustand schon nachließ.

    Fast 2 x gestürzt und ich konnte zusehen, wie bei Belastung, der Akkustand zusammen viel. Geschafft bis der Untergrund wieder Betonplatten war und dann, der sofortige, unangekündigte Stillstand, mitten zwischen den Feldern.

    Ich habe dann die Schiebefunktion gedrückt (sie muss gedrückt bleiben) wobei der Knopf dafür, nicht unglücklicher sitzen könnte.

    Ca. 1,5 Km bis zur Steckdose, das war Höchstleistung für mich und meine einzige und Letzte Erfahrung mit so einem Gefährt.

    Für Menschen, die darauf angewiesen sind, eine Katastrophe, mitten im Nirgendwo.

    Es müßte doch einen Notfallakku haben, mehr auf "das Ende" hinweisen und nicht abrupt stehen bleiben.

    Ich denke es ist nichts für meine Freundin...... zu unberechenbar.

  • user
    R.Kähler
    am 04.09.2023

    Habe meinen E-Scooter im März 22 gekauft.Bin bis jetzt 400km gefahren und diesen Sommer 2mal liegen geblieben.Wobei mir die Werkstatt sagte ich würde zuwenig fahren darunter leidet der Akku.Nach der Anzeige ist der immer voll und wenn ich ein paar Meter fahre fängt der an zu ruckeln eine Batterieanzeige geht ganz weg und die anderen 3 wechseln immer voll dann sind die wieder ganz weg.Im Winter fahre ich nicht muss ich mir jetzt jedes Jahr zim Sommer einen neuen Akku kaufen für 600euro?.Hat noch jemand solche Erfahrung .gemacht.Für einen brauchbaren Rat wäre ich Dankbar.Danke im vorraus.

  • user
    Gorbach Günter
    am 21.10.2022

    Mir ging es im Juli 22 auch so ich bin mit vollem Akku losgefahren das Emobil hat übrigens erst 195 km Fahrleistung als es nach ca. 5 km immer langsamer wurde..ich bin schwer gehbehindert...ich drehte also um und hoffte wieder nach Hause zu kommen..klappte aber nicht ich blieb unterwegs stehen zum Glück kam ein junger Mann und schleppte mich nach Hause ..Als ich den Kundendienst anrief kam lange niemand als er dann endlich kam nach ca 2 bis 3 Wochen ohne Werkzeug kam er an.. Sagte er nur da sind sie selbst schuld sie hätten es nicht Abschleppen dürfen da ist jetzt alles kaputt.er sagte ich hätte ihn aufladen lassen müssen der ADAC bietet sowas an..stand aber nix davon in der Betriebsanleitung dass man ihn nicht Abschleppen darf..seither versuche ich ständig in der Firma in Wuppertal jemand zu erreichen. Geht niemand ans Telefon..einmal boten sie mir an ich soll 2.000 Euro bezahlen dann bekomme ich ein ganz neues bevor ich eine Menge Reparaturkosten zahle..ich habe abgelehnt das alte war ja fast wie neu und kostete über 5000 Euro...und jetzt nochmal 2.000 Euro bezahlen das seh ich nicht ein zumal die gar nicht geschaut haben was kaputt ist..Wer weiss mir einen Rat..es handelt sich um die Firma QuickMaxx in WUPPERTAL Und ich wohne in Ulm..also eine große Entfernung..jetzt melden sie sich gar nicht mehr und ich erreiche auch niemanden mehr..find ich nicht schön ältere Menschen so zu verblödet...ich bin auchvauf das Mobil angewiesen da ich kaum laufen kann..freue mich über Antworten..

  • user
    Hugo der Affe
    am 23.05.2022

    Hallo ich war mit meinem Senioren Elektronik Scooter Unterwegs.

    Ich war im Zoo und plötzlich war der rechte hintere Reifen kaum noch Luft drinnen.

    Ich war Verzweifelt und bin dann mit lauter Angst im leichten Schiefstand auf dem kaputten Reifen ganz langsam nach Hause gefahren.

    Nicht einmal die Polizei wollte mir helfen und ein Transport mit einem Abschleppdienst konnte ich mir so kurz vor Monatsende nicht leisten.

    Ich wollte mich nun beim ADAC Versichern lassen aber sowas bieten die angeblich nicht an.

    Mit besten Grüßen aus Berlin.

  • user
    Anica Oaks
    am 03.09.2020

    Da meine Oma gerne mehr zum Thema sanitätshaus wissen wollte und sie den PC nicht bedienen kann, bin ich echt froh, dass ich diesen Artikel gefunden habe. Die Informationen werden meine Oma interessieren. Jetzt wo ich das alles lese, bin ich auch interessiert.

  • user
    Uwe Walter
    am 28.04.2020

    Mir ging es ähnlich wie Heike. Auch ich hatte einmal Probleme mit meinem e-scooter. Ein Rollstuhltaxi war hier die Lösung. In großen Städten ist das wohl auch kein Problem. Ich habe aber gehört, dass das in kleineren Orten nicht so einfach ist.

  • user
    Cornelia B.
    am 27.02.2020

    Für meinen Elektrorollstuhl (max. 10 km/h schnell) habe ich die Haftpflichtversicherung über den ADAC abgeschlossen. www.adac.de/produkte/versicherungen/kfz-versicherungen/ : Dort Rubrik "Kfz-Versicherung für Moped, Roller, Mofa, Pedelecs, E-Scooter & Co" anwählen. Hinter "& Co" verbergen sich u.a. motorisierte Krankenfahrstühle. Und für das Pannenproblem sollte der ADAC-Schutzbrief sorgen. Zum Glück musste ich es bisher nie in Anspruch nehmen, kann also nicht sagen, ob auch Leistung hinter den Versprechen steht.

  • user
    Heike Pinke
    am 27.02.2020

    Da ich meinen e-scooter ja privat bezahlt habe muss ich halt schauen. Bisher bin ich einmal mit dem Rollstuhl Taxi nach Hause gekommen. Kosten waren nur 25€.. Einen Platten haben wir dann selbst repariert wobei ich sagen muss, dass wir erst bei einem Fachhandel für Motorrad Zubehör fündig geworden sind. Ein Fahrradhändler in der Nachbarschaft wollte weder abschleppen noch reparieren..

  • user
    ute hoffmann
    am 27.02.2020

    Ich habe Versicherung beim bavc abgeschlossen. Die holen den scouter ab und bringen ihn nach hause. Hat mir die Dame immer wieder am Telefon bestätigt. Steht auch auf deren Internetseite. Gott sei Dank musste ich es noch nicht in gebrauch nehmen.

  • user
    Daubenbüchel, Heidem.
    am 21.02.2020

    Pesch hatte ich auch einen platten Reifen . Ein Wirt hat ohnmächtig aufgepumpt sodass ich knapp bis nach Hause kam . Die Fiema kam erst Tage später .

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