„Wir gehen zu den Menschen, wir holen sie ab“

Hallo Herr Bentien, wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen?

Dass ich irgendwann einmal etwas in dieser Richtung machen möchte, habe ich schon lange gewusst. Da ich in jungen Jahren sehr krank war und selbst Hilfe in Anspruch nehmen durfte, wollte ich davon etwas zurückgeben. Dass das ausgerechnet beim SoVD passieren würde, ist aber dem Zufall geschuldet.

Darauf kommen wir gleich noch einmal zurück. Gibt es weitere Gründe dafür, dass Sie sich ehrenamtlich engagieren?

Ja, ich ziehe daraus einfach ein gutes Gefühl für mich selbst. Es tut gut, anderen Menschen zu helfen. Außerdem habe ich meinen eigenen Horizont durch das Ehrenamt in den letzten Jahren enorm erweitern können. Einmal durch die Tätigkeit selbst, zum Beispiel beim freien Sprechen. Aber auch durch die vielen Fortbildungen, die wir im SoVD Schleswig-Holstein kostenlos besuchen dürfen.

Und wie ist es beim SoVD für Sie losgegangen?

Eingetreten in den Verband bin ich vor sechs, sieben Jahren. Denn damals brauchte ich Unterstützung beim Schwerbehindertenausweis. Das hat auch alles gut geklappt.

Ins Ehrenamt bin ich durch den damaligen Vorsitzenden hier in Großensee gekommen. Er hat mich angerufen und zu einer Veranstaltung eingeladen. Etwas später kam dann die Frage, ob ich sein Nachfolger werden möchte. Weil ich mir das gut vorstellen konnte, habe ich mich bei der nächsten Mitgliederversammlung zur Wahl gestellt.

Ist das denn zeitintensiv?

Nein, eigentlich nicht. Im Ehrenamt kann man sich das ja zum großen Teil selbst gestalten. Bei mir sind es vielleicht zwei oder drei Stunden pro Woche. Mehr wird es im Vorfeld von großen Veranstaltungen – davon richten wir meistens vier im Jahr aus. Aber ich bin froh, dass wir uns diese Arbeit im Vorstand gut aufteilen.

Was macht den SoVD in Schleswig-Holstein so besonders? Warum engagieren Sie sich nicht in einem anderen Verband?

Weil wir zu den Menschen gehen, wir holen sie ab. Teilweise sogar wortwörtlich, wenn wir unsere älteren Mitglieder, die nicht mehr so mobil sind, zu den Veranstaltungen abholen. Das ist die Philosophie des Sozialverbands: Nah bei den Menschen. Manchmal heißt das einfach, dass jemand da ist und zuhört. Und das leben wir hier im Ortsverband Großensee.

Gibt es denn etwas, über das Sie sich im Ehrenamt ärgern?

Hier im Ortsverband eigentlich nicht. Es gab Zeiten, in denen die Kommunikation mit dem Landesverband in Kiel nicht so gut lief. Aber auch das ist deutlich besser geworden.

Und Ihr bisheriges Highlight? Woran denken Sie schon jetzt gern zurück?

Das war bei unserer letzten Weihnachtsfeier, Ende 2021. Die anderen Vereine im Ort haben ihre Veranstaltungen damals alle wegen Corona abgesagt. Auch wir haben geschwankt, uns am Ende aber für das Event entschieden. Natürlich mit den entsprechenden Sicherheitsauflagen.

Das ist die richtige Entscheidung gewesen. Nach der Veranstaltung kam eine ältere Dame mit Tränen in den Augen auf mich zu und hat sich bedankt. Das werde ich nicht vergessen.

Corona war ein großer Einschnitt in Ihre Arbeit vor Ort, oder?

Natürlich. Wir konnten in der ersten Zeit auch keine Veranstaltungen abhalten. Das war gerade für Alleinstehende nicht einfach. Aber jetzt geht es zum Glück wieder los. Und die Erleichterung der Menschen ist praktisch mit den Händen zu greifen. Unsere Mitglieder sind extrem glücklich, dass wir uns wieder treffen können.