"Wir sind hier wie eine Familie"
Aktuelles Ehrenamt Über uns
Nach Feierabend Veranstaltungen organisieren. Anderen Leuten dabei helfen, ihre Rechte im Sozialrecht durchzusetzen. Oder im Rentenalter die Kasse eines Vereins machen. Ohne die vielen Tausend Menschen, die uns jeden Tag ehrenamtlich unterstützen, wäre der Sozialverband Schleswig-Holstein nicht das, was er ist. In unserer monatlichen Serie stellen wir einige dieser Menschen persönlich vor. Heute im Gespräch: Isabel Kosiolek (45) vom Ortsverband Wentorf bei Hamburg.
Hallo Frau Kosiolek, Sie sind trotz Ihres jungen Alters schon lange dabei. Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Das stimmt. In den Sozialverband eingetreten bin ich mit 15, mit 16 wurde ich stellvertretende Schriftführerin - das war mein erstes Ehrenamt überhaupt. Ich habe einfach gern mit Menschen zu tun. Vielleicht ist das angeboren, ich weiß es nicht. Schon in der Schule habe ich mich für andere eingesetzt.
Wie sind Sie denn überhaupt zum SoVD gekommen?
Bei uns liegt das in der Familie. Meine Mutter hat den Ortsverband Wentorf damals übernommen, als ich noch klein war. Als Zehnjährige bin ich also bei Tagesausflügen und Weihnachtsfeiern dabei gewesen. Mit dem SoVD, früher hieß der Verband noch "Reichsbund", bin ich quasi aufgewachsen.
Sie wurden mit 20 zur Vorsitzenden im Ortsverband Wentorf gewählt. Wie kam es dazu?
Als Not am Mann war, ist meine Mutter zum Ortsverband in Scharzenbek gewechselt. Ich wurde dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Verband in Wentorf zu übernehmen. Wir hatten damals weniger als 100 Mitglieder. Aber ich hatte einen riesigen Respekt vor dieser Aufgabe und habe mich gefragt: Werden die Mitglieder mich überhaupt wählen? Schließlich war ich gerade mal 20 Jahre alt, und ein großer Teil der Mitglieder gehörte noch zur Generation der "Kriegsversehrten".
Aber die Befürchtung war völlig unbegründet, weil mich die Leute in Wentorf einstimmig gewählt haben. Die haben sich richtig gefreut, dass "ihr Küken" jetzt Vorsitzende wird.
Was liegt Ihnen beim SoVD besonders am Herzen?
Naja, wir in Wentorf sind natürlich einer kleiner Ortsverband mit heute knapp 170 Mitgliedern. Alles ist sehr familiär und herzlich. Alle Generationen halten zusammen, es fühlt sich manchmal wirklich wie eine große Familie an.
Und darüber hinaus ist der SoVD vor allem deswegen wichtig, weil wir den Menschen dabei helfen, sich gegen Krankenkasse oder Rentenversicherung zur Wehr zu setzen. Wenn man sich nicht im Sozialrecht auskennt, ist man hier ja völlig aufgeschmissen. Ich bin ja selbst seit vielen Jahren ehrenamtliche Sozialberaterin und unterstütze unsere Mitglieder bei solchen Problemen. Wenn wir uns hier im Sinne der Menschen durchsetzen, ist das jedes Mal ein tolles Gefühl. Wir sorgen mit dem SoVD für ein bisschen mehr Gerechtigkeit.
Wie viele Stunden fordert Ihnen Ihr ehrenamtlicher Einsatz denn in der Woche ab?
Das kann man schlecht sagen. Aber wenn Veranstaltungen organisiert werden müssen, oder ich die Sozialberatung anbiete, kommt natürlich schon einiges an Zeit zusammen. Ich mache das ja alles nebenbei. Erst neben der Schule, dann neben der Ausbildung und nun nach Feierabend.
Gibt es denn auch Tage, an denen Sie Ihr Ehrenamt am liebsten aufgeben würden?
Das nicht, aber natürlich gibt es auch im Ehrenamt Dinge, die nerven können. Wo Menschen sind, gibt es auch Reibungen, das weiß man doch. Aber damit muss man einfach umgehen können - ist ja im Berufsleben nicht anders. Die positiven Aspekte im Ehrenamt sind weitaus bedeutender.
Gutes Stichwort: Was bestärkt Sie denn darin weiterzumachen? Woraus ziehen Sie Ihre Motivation?
Ganz klar unsere Ausflüge. Das müssten Sie mal erleben, wie lustig das bei uns zugehen kann. Ich denke da zum Beispiel an ein Seminar in Dithmarschen, wo wir Eiergrog selbst gemacht haben.
Wie ist es denn dann im Moment? Aufgrund der Corona-Maßnahmen liegen diese ganzen Dinge vermutlich brach.
Natürlich. Das letzte Jahr und vermutlich auch noch dieses - das ist für uns als Ortsverband eine Katastrophe. Unsere Arbeit lebt ja davon, dass wir zusammen sind. Nicht über Telefon und Video, sondern persönlich. Das vermisse ich total. Und auch wenn ich Mitglieder beim Einkaufen oder in der Stadt treffe, höre ich immer wieder die Frage: Wann geht es denn endlich wieder los?
Können Sie denn überhaupt noch Kontakt halten?
Wir machen das Beste draus, und ich telefoniere natürlich regelmäßig mit den Mitgliedern. Und die Sozialberatung läuft ja auch weiter - dann allerdings ebenfalls per Telefon. Es ist kein Ersatz für unser richtiges Miteinander, aber mehr geht ja im Moment einfach nicht.
Ehrenamtlich arbeiten wäre auch für Sie ein Thema? Dann melden Sie sich bei:
Christian Schultz
Referent für Sozialpolitik
Telefon: 0431 / 98 388 – 70
Mail: sozialpolitik(at)sovd-sh.de
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