In Deutschland sind mehr als vier Millionen Menschen auf Pflege angewiesen. Zum weitaus größten Teil sind es Angehörige, Freund*innen und Nachbar*innen, die eine Versorgung in häuslicher Umgebung ermöglichen. In jedem vierten dieser Haushalte spielt dabei eine Demenzerkrankung eine Rolle – Tendenz steigend. Die mit Pflege befassten Familien sind in der Folge körperlich wie auch seelisch besonderen Anforderungen ausgesetzt.
Die Pandemie hat uns in den letzten beiden Jahren eindringlich vor Augen geführt, welchen Stellenwert Pflege in unserer Gesellschaft hat, mehr noch: welchen Stellenwert sie haben sollte. Wir schulden den beruflich und privat Pflegenden Anerkennung. Deren Einsatz ist keinesfalls selbstverständlich.
Das gilt in besonderer Weise für die unentgeltlich pflegenden Angehörigen und ihr Umfeld. Sie versorgen die ihnen anvertrauten Menschen meist rund um die Uhr und nehmen hierbei für sich selbst oftmals finanzielle und auch gesundheitliche Nachteile in Kauf.
Umgang mit Demenz kann herausfordernd sein
Angehörige kommen meist unvorbereitet und ohne eine Planung zu ihren Aufgaben als Pflegekraft. Quasi über Nacht müssen sie sich in eine für sie ungewohnte Rolle einfinden. Bei der Betreuung von Menschen mit Demenz können schnell zusätzliche Probleme entstehen. Denn Betroffene reagieren aufgrund ihrer Erkrankung häufig verunsichert und emotional. Es kommt zu einer Änderung des Verhaltens, auch Depressionen, Aggressivität und Unruhe treten oft im Rahmen einer Demenz auf. Für nahestehende Personen ist es naturgemäß schwierig, damit umzugehen.
Derzeit werden rund zwei Drittel aller an Demenz Erkrankten von An- oder Zugehörigen versorgt. Nicht selten erstreckt sich eine Betreuung dabei über Jahre hinweg und wird mit dem Fortschreiten der Demenzerkrankung umfassender und herausfordernder. Um etwa schwierige Verhaltensweisen von Erkrankten im Alltag besser zu bewältigen, kann es helfen, sich über die Hintergründe und Auswirkungen von Demenz zu informieren.
Kommunikation möglichst auf emotionaler Ebene
Eine gute Anlaufstelle hierfür ist die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Diese weist unter anderem darauf hin, dass eine Demenzerkrankung oft eine starke Verunsicherung auslöst. Wenn Betroffene zum Beispiel Frustration oder Ärger empfinden, dann ist es wenig sinnvoll, an ihre Einsicht oder Vernunft zu appellieren. Hilfreicher ist es, das Erleben und die Gefühlswelt der Erkrankten nachzuvollziehen, um ihnen durch Verständnis und beruhigende Worte wieder Sicherheit zu geben.
Demenz: Risiko steigt mit dem Lebensalter an
Für unsere Gesellschaft wird Demenz zu einem wachsenden Problem. Jedes Jahr treten rund 300.000 Neuerkrankungen auf. Erklären lässt sich das durch eine höhere Lebenserwartung und die somit zunehmende Zahl älterer Menschen. Bereits heute ist jede zehnte Frau ab 65 Jahren von einer Demenz betroffen. Bei den Männer sind es rund sechs Prozent. Und je älter wir werden, desto höher ist auch unser individuelles Krankheitsrisiko. Dieser Entwicklung müssen wir alle uns stellen.
SoVD fordert mehr Unterstützungsangebote
Zum Handeln aufgefordert sind in erster Linie die politisch Verantwortlichen. Sie müssen etwa in der häuslichen Pflege endlich für mehr Entlastungs- und Unterstützungsangebote sorgen. Der SoVD setzt sich insbesondere für einen Ausbau und eine Stärkung der Tages- und Verhinderungspflege ein. Aus Sicht des Verbandes dürfen pflegende Angehörige grundsätzlich finanziell nicht benachteiligt oder schlechtergestellt sein.
Daher spricht sich der SoVD auf der Grundlage der sozialen Pflegeversicherung für eine solidarische Bürgerversicherung aus. Durch diese hätten alle Bürger*innen den gleichen Versicherungsschutz sowie unter den gleichen Voraussetzungen auch Zugang zu den benötigten Leistungen.
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