Mindestlohn 12 Euro: Wie hoch wäre dann die Rente?
Aktuelles Rente Armut
Auf einen Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde haben sich die Parteien SPD, FDP und die Grünen bereits geeinigt. Sollte es tatsächlich zu einer sogenannten Ampel-Koalition kommen, wird dieser neue Stundenlohn bereits ab 2022 greifen. Doch was bedeutet das für die spätere Altersrente - wenn man wirklich das ganze Leben über diesen Mindestlohn verdienen würde?
Um das herauszufinden, rechnen wir die ganze Sache einfach mal nach. So kompliziert ist das nicht, und wir werden uns dem Ergebnis Schritt für Schritt nähern. Wenn Sie allgemeine und detaillierte Infos zur Zusammensetzung der Rentenformel suchen, finden Sie die in diesem Beitrag.
Für unsere Beispielrechnung müssen wir einige Angaben festlegen. Wir nehmen also an, dass die Person, um die es geht, 47 Jahre für einen Mindestlohn von zwölf Euro arbeiten geht. Also zum Beispiel von 20 bis 67. Es fallen keine Kindererziehungs- oder Berücksichtungszeiten an. Und es wurde auch kein Arbeitslosen- oder Krankengeld bezogen.
47 Jahre ehrliche Arbeit. Und das zum Mindestlohn.
3 Rechenschritte bis zur Rente
Um nun zu ermitteln, wie hoch eine Altersrente nach 47 Jahren Mindestlohn wäre, müssen wir drei einfache Rechnungen anstellen.
- Wie viele Entgeltpunkte bekommt man pro Jahr?
- Was ist nach 47 Jahren?
- Wie viel Euro kommen nach 47 Jahren zusammen?
Zunächst berechnen wir die Entgeltpunkte für ein Jahr. HIerfür benötigen wir zwei Zahlen - das individuelle Jahreseinkommen und das durchschnittliche Bruttoarbeitsentgelt aller Versicherten in Deutschland. Die Deutsche Rentenversicherung arbeitet für 2021 mit einem vorläuifigen Betrag von 41.541 Euro.
Das Jahreseinkommen unseres Beispiel-Arbeitnehmers errechnen wir wie folgt: 12 Euro Stundenlohn x 38,5 Wochenstunden x 4 Wochen = 1848 Euro Monatslohn.
1848 Euro x 12 Monate ergeben ein Jahresbruttoeinkommen von 22.176 Euro.
Um nun die Anzahl der Entgeltpunkte für ein Jahr zu ermitteln, müssen wir "unser" Jahreseinkommen durch den Durchschnittswert teilen:
22.176 Euro / 41.541 Euro = 0,5338 Entgeltpunkte
In einem Jahr hätte unser Beispiel-Arbeitnehmer also etwas mehr als die Hälfte eines Durchschnittsverdieners eingenommen - heraus kommt in etwa ein halber Entgeltpunkt.
Der zweite Rechenschritt ist deutlich einfacher. Wir müssen nun diese 0,5338 Entgeltpunkte mit 47 multiplizieren. Denn wir möchten ja wissen, wie viele Rentenpunkte nach 47 Jahren Arbeit entstehen würden.
0,5338 Entgeltpunkte x 47 Jahre = 25,09 Entgeltpunkte
Nach einem Leben mit Mindestlohn stehen am Ende also ganze 25 Entgeltpunkte. Diese müssen wir jetzt nur noch in Euro und Cent umrechen. Dazu werfen wir einen kurzen Blick auf die Rentenformel.
Die Bruttorente ergibt sich aus vier Faktoren, von denen wir den kompliziertesten und individuellsten schon errechnet haben:
- Entgeltpunkte: 25,09
- Zugangsfaktor: 1
- Rentenwert: 34,19
- Rentenfaktor: 1
Wenn Sie darüber hinaus mehr über Zugangs- oder Rentenfaktor wissen möchten, empfehlen wir Ihnen das oben verlinkte Video. Den Rentenwert legt die Bundesregierung jedes Jahr aufs Neue fest - aktuell beträgt dieser 34,19 Euro in Westdeutschland (33,47 Euro in Ostdeutschland).
Und so kommen wir auf die Bruttorente zum Mindestlohn nach 47 Jahren in Vollzeit:
25,09 Entgeltpunkte x 1 (Zugangsfaktor) x 34,19 Euro (Rentenwert West) x 1 (Rentenfaktor) = 857, 83 Euro
Fazit
Natürlich haben wir Ihnen hier ein sehr vereinfachtes Beispiel vorgerechnet. Einen möglichen Zuschuss über die Grundrente bzw. den neuen Freibetrag lassen wir beispielsweise ganz außen vor.
Der Mindestlohn wird auch in den kommenden Jahren immer wieder angepasst werden. Aber auch das Durchschnittseinkommen aller Versicherten ändert sich mit der Zeit. Vor diesem Hintergrund bildet unsere Beispielrechnung doch ein realistisches Bild ab: Wer zum Mindestlohn arbeiten muss, hat selbst bei 12 Euro in der Stunde eine Armutsrente zu erwarten.
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